Stuttgart – Am Autobauer Mercedes-Benz geht die Wirtschaftsflaute nicht spurlos vorbei. Angesichts von harter Konkurrenz sowie Teilemangel und steigenden Kosten werden die Schwaben in der Pkw-Sparte etwas pessimistischer für das Gesamtjahr. Die starken Geschäftszahlen aus dem Vorjahreszeitraum konnte das Unternehmen im dritten Quartal ebenfalls nicht halten. Finanzchef Harald Wilhelm betonte am Donnerstag zwar die weiter ordentliche Auftragslage, die in die richtige Richtung weise und verwies auch auf seinen vorsichtigen Optimismus für das kommende Jahr. Doch die Aktie knüpfte an ihren zuletzt schwachen Lauf an und fiel.
Das Papier sank nach Handelsstart am Dax-Ende um 5,3 Prozent auf 58,13 Euro und markierte ein Tief seit November 2022. Im Juni war die Aktie auf dem Jahreshoch noch über 76 Euro wert gewesen.
JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach nun zwar von einem soliden Quartal in schwierigem Umfeld. Vor allem die Lieferwagensparte fange jedoch Schwächen bei Pkws und in der Sparte mit Finanzdiensten und Mobilitätsangeboten auf. Die Markterwartungen für das Pkw-Geschäft dürften nun sinken, schrieb Experte Tom Narayan von der kanadischen Bank RBC.
Umsatzrendite am unteren Ende der Erwartungen
Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite im Autogeschäft soll nun in der unteren Hälfte der Prognosebandbreite von 12 bis 14 Prozent landen, wie der Dax-Konzern mitteilte. Bisher hatte das Unternehmen die obere Hälfte des Korridors in Aussicht gestellt. Das Management begründete die neue Zurückhaltung mit einem verschärften Preiswettbewerb insbesondere bei Elektroautos und mit Liefereinschränkungen bei 48-Volt-Bordnetzsystemen. Zudem würden die inflationsbedingten Lieferantenkosten jetzt auf ein höheres Niveau geschätzt als zu Beginn des Jahres.
Im Lieferwagengeschäft dürfte die bereinigte operative Marge im Gesamtjahr hingegen voraussichtlich am oberen Ende der anvisierten 13 bis 15 Prozent liegen. Einige Analysten hatten für die Vans-Sparte allerdings auch eine erneute Erhöhung der Ziele für möglich gehalten. Zum Ende des Jahres seien bei den Lieferwagen höhere Kosten für Produktanläufe abzusehen, hiess es von Mercedes.
Der Konzern konnte die starken Vorjahreszahlen angesichts der Wirtschaftsflaute im dritten Quartal wie erwartet nicht halten. In den Monaten Juli bis September sank das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um acht Prozent auf 4,92 Milliarden Euro. Auch unter dem Strich mussten die Stuttgarter Einbussen hinnehmen, der Konzerngewinn ging um sieben Prozent auf 3,72 Milliarden Euro zurück.
Konzernumsatz leicht geschrumpft
Mit den Ergebnissen schnitten die Schwaben allerdings besser ab als von Analysten zuvor befürchtet, auch wenn die wichtige Pkw-Sparte weniger profitabel war als von den Experten geschätzt. Der Konzernumsatz schrumpfte wegen weniger verkauften Autos um 1,4 Prozent auf 37,2 Milliarden Euro. Den Jahresausblick insgesamt bestätigte das Management um Chef Ola Källenius für den Konzern. Für das kommende Jahr zeigte sich Finanzchef Wilhelm in einer Telefonkonferenz verhalten zuversichtlich – so sollten die Verkäufe 2024 aus heutiger Sicht nicht unter denen von 2023 liegen, sagte er.
Im dritten Quartal war der Pkw-Absatz bei Mercedes um knapp vier Prozent auf 510 564 Autos zurückgegangen. Vor allem die Rückgänge bei den besonders lukrativen Luxusautos sowie ein deutliches Minus in China fielen dabei ins Gewicht. Der durchschnittliche Verkaufspreis in der Autosparte hielt sich mit 74 600 Euro stabil zum Vorjahreszeitraum. Einen Lauf hat das Unternehmen weiterhin mit den Lieferwagen, mit denen Mercedes die Gewinne aus dem Tagesgeschäft deutlich steigern konnte. (awp/mc/ps)