Mercedes-Benz verdient deutlich mehr – Vorsichtiger Ausblick
Stuttgart – Der Autobauer Mercedes-Benz geht nach einem zuletzt starken Lauf betont vorsichtig in das neue Jahr. So stellte Konzernchef Ola Källenius auf weniger Gewinn in den wichtigsten Bereichen ein, obwohl Absatz und Umsatz ähnlich hoch ausfallen sollen wie im Vorjahr. Den Aktionären hatte Mercedes am Vorabend bereits einen milliardenschweren Aktienrückkauf angekündigt, und mit der regulären Dividende ging das Unternehmen auch etwas über die Erwartungen von Experten hinaus.
JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach von einer starken Preissetzungsmacht, die den Ausblick für das neue Jahr stütze. Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies bezeichnete die Dividende im Zusammenspiel mit dem Aktienrückkauf wegen der mauen wirtschaftlichen Aussichten als stark.
Das Management um Källenius stellt die Aktionäre nach dem fulminanten Lauf im vergangenen Jahr allerdings auf weniger Gewinn ein. Die um Sondereffekte bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern in der Autosparte dürfte zwischen 12 und 14 Prozent liegen und damit gegenüber dem Vorjahreswert von 14,6 Prozent zurückgehen, teilte der Dax-Konzern am Freitag in Stuttgart mit.
Zwar rechnet das Unternehmen mit einer leicht positiven Entwicklung der Nettopreise, das Gebrauchtwagengeschäft wird hingegen unter dem Vorjahr erwartet. Die Prognosen insgesamt seien mit einer aussergewöhnlichen Unsicherheit behaftet, hiess es vom Unternehmen. Analysten rechnen für das laufende Jahr im Autogeschäft mit einer operativen Marge im oberen Bereich der Prognosespanne.
Umsatz 2023 auf Vorjahresniveau erwartet
Der Umsatz des Konzerns soll nach dem Plan des Managements auf Vorjahresniveau liegen. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern werde aber wohl leicht sinken – das bedeutet im Prognosejargon des Unternehmens einen Rückgang zwischen 5 und 15 Prozent. Das hatten Analysten im Schnitt auch so auf dem Zettel. Neben weniger Schub von Gebrauchtwagenpreisen dürften auch höhere Kosten für Kreditausfälle den Gewinn schmälern.
«Auch wenn wir makroökonomische und geopolitische Ereignisse nicht kontrollieren können, ist das Geschäftsjahr 2022 ein Beleg dafür, dass die strategische Ausrichtung stimmt», sagte Källenius. Im vergangenen Jahr hat der Autobauer dank des guten Laufs bei teuren Autos und dank Preiserhöhungen deutlich mehr Gewinn gemacht. Das Konzernergebnis lag bei 14,8 Milliarden Euro. Das war ein Drittel mehr als im Vorjahr, wenn nur die fortgeführten Geschäfte betrachtet werden. Ein milliardenschwerer Sonderertrag wegen der Abspaltung des Lkw-Geschäfts von Daimler Truck hatte den Konzerngewinn 2021 unter dem Strich auf über 23 Milliarden Euro hochgetrieben.
Dividende erhöht
Die Aktionäre sollen für 2022 eine Dividende von 5,20 Euro je Aktie erhalten. Das sind 20 Cent mehr als vor einem Jahr, damals waren aber auch 70 Cent von Daimler Truck in der Auszahlung enthalten. Zudem hat Mercedes am Vorabend ein bis zu vier Milliarden Euro schweres Aktienrückkaufprogramm angekündigt, das über die kommenden zwei Jahre laufen soll. Mit den beiden grössten Aktionären, der staatlichen chinesischen Firma Beijing Automotive Group Co Ltd (BAIC), und dem ebenfalls chinesischen Geely-Konzern, hat Mercedes nach eigenen Angaben vereinbart, dass diese ihren Anteil an der Mercedes-Benz Group jeweils unter zehn Prozent halten werden. Dazu verkaufen sie anteilig Aktien.
BAIC ist der Partner von Mercedes im chinesischen Gemeinschaftsunternehmen BBAC und hält derzeit als grösster Einzelaktionär der Schwaben knapp zehn Prozent der Anteile. Der Autokonzern Geely mit seinem Chef und Milliardär Li Shufu liegt mit 9,7 Prozent knapp dahinter.
Mercedes-Finanzchef Harald Wilhelm hatte im vergangenen Jahr des Öfteren angedeutet, dass Mercedes angesichts gut gefüllter Kassen Spielraum für eine erhöhte Rückgabe von Kapital an die Anleger besitze. Einige Analysten hatten daher bereits auf einen Aktienrückkauf spekuliert.
Umsatz 2022 um 12 Prozent auf 150 Milliarden Euro gesteigert
Mercedes-Benz steigerte den Umsatz 2022 um 12 Prozent auf 150 Milliarden Euro. Das Unternehmen hatte zwar etwas weniger Autos an Endkunden ausgeliefert als im Vorjahr, aber mit 2,04 Millionen Autos rund 5 Prozent mehr Autos im Grosshandel abgesetzt. Vor allem aber zog der Verkauf von teuren Top-Modellen wie der S-Klasse, der Tuning-Tochter AMG und der Luxusmarke Maybach an, was mehr Rendite bringt. Bei den besonders teuren Autos soll es auch in diesem Jahr weiter leicht aufwärtsgehen. Von den vollelektrischen Modelle sollen etwa doppelt so viele abgesetzt werden wie im Vorjahr mit 149 227 Stück.
Das um Sondereffekte bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern legte im vergangenen Jahr um ein Fünftel auf 20,7 Milliarden Euro zu. Die operative Marge im Autogeschäft zog um 1,5 Prozentpunkte auf 14,6 Prozent an. Im vierten Quartal konnte sich der Konzern es komfortabel leisten, Zahlungen an ausgewählte Lieferanten zu machen, die in Schwierigkeiten zu geraten drohten. Zudem gab es eine Inflationsprämie für die Mitarbeiter. (awp/mc/ps)