Mercedes-Benz wird zuversichtlicher

Mercedes-Benz wird zuversichtlicher
(Bild: Mercedes-Benz Group AG)

Stuttgart – Der Autobauer Mercedes-Benz traut sich nach einem unerwartet starken zweiten Quartal im Gesamtjahr noch mehr zu als bislang. Trotz Lieferkettenproblemen, den Lockdowns im wichtigen Markt China und den Folgen des Ukraine-Kriegs will Konzernchef Ola Källenius bei Umsatz und Ergebnis mehr Geschäft einfahren – dank steigender Preise und einer Verlagerung auf teurere Modelle. Für eine mögliche Gasversorgungskrise suchen die Stuttgarter nach Lösungen – bis hin zum Komplettverzicht auf Gas als Energieträger.

Das Papier stieg am Mittwochvormittag auf der Handelsplattform Tradegate um 2,7 Prozent. Vereinzelt hatten Analysten mit einer Erhöhung der Prognosen von Mercedes gerechnet – aber noch nicht unbedingt im derzeit unsicheren Wirtschaftsumfeld. Besser als erwartet fielen die Ergebnisse aus dem zweiten Quartal ohnehin aus. Analyst Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies bezeichnete das Vierteljahr als «erneut sehr stark». JPMorgan-Experte Jose Asumendi sah vor allem eine positive Nachricht darin, dass die besser eingeschätzten Aussichten ihren Ursprung in Preis- und Mixeffekten hätten und nicht in der Absatzmenge.

Die am Kapitalmarkt viel beachtete, bereinigte operative Marge für die Pkw-Sparte erwartet das Management jetzt zwischen 12 und 14 Prozent, nachdem es vorher einen Wert am oberen Ende der Spanne von 11,5 bis 13 Prozent in Aussicht gestellt hatte. Nach sechs Monaten hat Mercedes hier rund 15 Prozent Marge zu Buche stehen, rechnet aber im zweiten Halbjahr wegen Kostensteigerungen mit einer Belastung von 2 Prozentpunkten im Vergleich zum ersten Halbjahr.

Umsatz «deutlich» über Vorjahr erwartet
«Den zunehmend komplexen makroökonomischen und geopolitischen Herausforderungen begegnen wir mit erhöhter Umsicht und Widerstandsfähigkeit», sagte Vorstandschef Ola Källenius. Es gebe gute Gründe, mit Zuversicht nach vorne zu schauen, allen voran eine starke Nachfrage. Den Umsatz erwartet Mercedes jetzt «deutlich» über dem Vorjahr, bisher stand eine leichte Steigerung im Plan. Statt eines Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf dem Niveau des Vorjahres soll dies nun «leicht» zulegen. Der freie Barmittelzufluss dürfte jetzt wie im Vorjahr ausfallen – ebenfalls etwas bessere Aussichten als bisher.

Die Stuttgarter hatten zwar in den Monaten April bis Juni wegen fehlender Elektronikchips mit 487 100 Pkw rund sieben Prozent weniger Autos abgesetzt als ein Jahr zuvor, die Nachfrage ist den Angaben zufolge aber intakt. Steigende Preise und die Verlagerung auf teurere Fahrzeugen spielten dem Unternehmen daher in die Karten. Den Umsatz aus fortgeführten Geschäften steigerte Mercedes so um 7 Prozent auf 36,4 Milliarden Euro, wie es am Mittwoch vom Unternehmen hiess.

Zwar war auch der Absatz der Top-End-Modelle im Quartal gesunken, wie die besonders teuren Autos bei Mercedes mit der strategischen Fokussierung auf das Luxussegment genannt werden. Bei der Nobelmarke Maybach gab es jedoch ein Rekordquartal, und auch das Mercedes-Flaggschiff, die S-Klasse, blieb erfolgreich. Vor allem im Einstiegssegment gingen die Verkäufe von Autos stark zurück. Källenius hat zwar das Aus der derzeitigen Einsteigerklassen A und B nicht offiziell angekündigt. Aber er hat bereits deutlich gemacht, dass die günstigeren Kompaktwagen im Portfolio so künftig keinen Platz mehr haben werden. Vielmehr sollen neue Elektromodelle in dem Segment ihren Platz einnehmen und mit mehr Luxusambiente auch mehr Geld verdienen.

EBIT legt 8 Prozent auf 4,94 Milliarden Euro zu
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte um 8 Prozent auf 4,94 Milliarden Euro zu und fiel damit besser aus als von Analysten im Schnitt erwartet. Dabei hätten auch Kosteneinsparungen geholfen, hiess es von Mercedes. Das Konzernergebnis stieg um 2 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro.

Vermehrt macht sich das Management wegen der drohenden Gaslieferkrise Gedanken um Wege, den Verbrauch von Erdgas zu senken. Langfristig sei es das Ziel, Gas gleich ganz durch Strom und erneuerbare Energiequellen zu ersetzen. Am Standort Sindelfingen, wo vorwiegend teure Modelle wie die S-Klasse, das vollelektrische Pendant EQS und die Marke Maybach hergestellt werden, könne die Lackiererei notfalls ohne Gasversorgung betrieben werden. In Deutschland sieht der Konzern die Möglichkeit, den Verbrauch insgesamt um rund die Hälfte zu reduzieren. (awp/mc/ps)

Mercedes-Benz Group AG

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