Merck-CEO Kenneth Frazier.
Whitehouse Station – Der zweitgrösste US-amerikanische Pharmakonzern Merck & Co hat im abgelaufenen Geschäftsjahr seine Forschungsausgaben um rund ein Viertel eingedampft und einen kräftigen Gewinnanstieg verbucht. Der Überschuss kletterte auf 6,3 Milliarden Dollar, wie der Pfizer-Konkurrent am Donnerstag in Whitehouse Station im US-Bundesstaat New Jersey mitteilte. Die Kosten für den Konzernumbau nach der Übernahme des Konkurrenten Schering-Plough hatten im Vorjahr zu einen Gewinneinbruch auf 861 Millionen Dollar geführt.
Beim Umsatz sorgten positive Wechselkurseffekte sowie die Nachfrage nach Diabetesmedikamenten, Asthmamitteln und Impfstoffen für einen Anstieg auf 48,1 Milliarden Dollar. Schwellenländer steuerten fast ein Fünftel zum Umsatz bei. Im Diabetesgeschäft mit den Medikamenten Januvia/Janumet verbuchte Merck & Co ein Umsatzwachstum von 40 Prozent auf 4,7 Milliarden Dollar. An der Börse reagierte die Aktie im frühen Handel mit einem leichten Minus von 0,16 Prozent auf die Bilanzvorlage.
EPS über Erwartungen
«Wir haben das abgelaufenen Geschäftsjahr mit einem starken vierten Quartal abgeschlossen», sagte Unternehmenschef Kenneth C. Frazier, der seit Anfang 2010 im Chefsessel des US-Konzerns sitzt. Im vierten Quartal stieg der Gewinn pro Aktie vor Sonderposten auf 0,97 Dollar und übertraf damit die Erwartungen der Wall Street. Der Manager zeigte sich zuversichtlich und hat für 2012 ein Ergebnis pro Aktie vor Sonderposten von 3,75 bis 3,85 US-Dollar und damit unter Umständen mehr als die im Vorjahr erreichten 3,77 Dollar in Aussicht gestellt. Der Umsatz wird unter der Annahme konstanter Wechselkurse auf oder nahe des Niveaus von 2011 erwartet.
Abbau von bis zu 13’000 Stellen
Merck & Co will bis 2015 weitere Kosten einsparen und hatte vergangenen Sommer einen Abbau von bis zu 13.000 Stellen bekanntgegeben. Ende 2011 beschäftigte Merck rund 86.000 Mitarbeiter. Mit dem Stellenabbau will sich der US-Konzern für die zunehmende Konkurrenz durch Generikahersteller rüsten. Noch sprudeln bei dem Hersteller des Impfstoffes Gardasil gegen Gebärmutterhalskrebs die Gewinne – aber bereits im August läuft für das wichtigste Medikament Singulair (Asthmamittel) der lukrative Patentschutz aus. 2011 spülte das Medikament Merck & Co noch 5,5 Milliarden Dollar in die Kassen – ein Plus von zehn Prozent.
In der Regel führt der Verlust des Patentschutzes zu einem kräftigen Umsatzeinbruch, denn Generikahersteller drängen dann mit billigeren Nachahmermedikamenten auf den Markt. Merck & Co hatte bereits nach der Übernahme von Schering-Plough 11.500 Stellen gestrichen. Merck hatte die 41 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Schering-Plough im November 2009 abgeschlossen. (awp/mc/upd/ps)