Merck-CEO Kenneth C. Frazier.
Whitehouse Station – Der zweitgrösste US-Pharmakonzern Merck & Co will sich mit einem weiteren Stellenabbau von bis zu 13.000 Stellen für die zunehmende Konkurrenz durch Generikahersteller rüsten. Noch sprudeln bei Merck & Co die Gewinne – aber bereits im kommenden Jahr läuft für das wichtigste Medikament des Konzerns der lukrative Patentschutz aus.
Der Pfizer-Konkurrent hatte bereits nach der Übernahme von Schering-Plough im Jahr 2009 Tausende Stellen gestrichen. Unter anderem deshalb stieg der Gewinn im zweiten Quartal kräftig. Unter dem Strich erhöhte sich der Überschuss zwischen April und Ende Juni von 752 Millionen Dollar im Vorjahr auf nunmehr 2,02 Milliarden Dollar, wie Merck & Co am Freitag in Whitehouse Station im US-Bundesstaat New Jersey mitteilte.
Analysten begrüssen Sparpläne
Kenneth C. Frazier, der Anfang des Jahres bei Merck & Co das Ruder übernommen hat, will sich mit den bisher angekündigten Sparzielen nicht zufrieden geben und kündigte nun aggressivere Kosteneinschnitte an. Die Sparpläne kamen bei Analysten gut an. Die meisten hatten sich ohnehin gefragt, wie Frazier die Herausforderungen durch Generika für das umsatzstärkste Merck & Co-Medikament Singulair meistern will. In der Regel führt der Verlust des Patentschutzes zu einem kräftigen Umsatzeinbruch, denn Generikahersteller drängen dann mit billigeren Nachahmermedikamenten auf den Markt. Im frühen Handel verloren Merck & Co-Aktien im Gleichklang mit einem schwachen Gesamtmarkt in den USA 1,35 Prozent auf 34,46 Dollar.
Harter Tritt auf die Kostenbremse
Die Kosten sollen jetzt bis Ende 2015 um 4 bis 4,6 Milliarden Euro sinken. Bislang hatte der Konzern Einsparungen von bis zu 3,1 Milliarden Euro angekündigt. Dazu sollen weitere 12 bis 13 Prozent der Stellen auf Basis des Jahres 2009 gestrichen werden. Ende Juni beschäftigte der Konzern rund 91.000 Mitarbeiter weltweit. Dagegen sollen in den Schwellenländern, in denen Merck & Co seinen Umsatz in den nächsten Jahren weiter steigern will, Leute eingestellt werden. Merck & Co will sich die Stellenstreichungen 5,8 bis 6,6 Milliarden Dollar kosten lassen. Für das laufende Jahr ist Frazier beim Gewinn etwas optimistischer und erhöhte das untere Ende der bisherigen Gewinnspanne. Beim Umsatz erwartet der Manager ein Plus im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich (VJ: 46 Mrd. Dollar).
Singulair sorgt für kräftiges Umsatzplus
Der Umsatz legte im zweiten Jahresviertel mit der Unterstützung positiver Wechselkurseffekte um sieben Prozent auf 12,15 Milliarden Dollar zu. Das war der höchste Quartalsumsatz seit der Übernahme von Schering-Plough. Das Asthmamittel Singulair brachte es im zweiten Quartal auf einen Erlös von 1,4 Milliarden Dollar (+8%). (awp/mc/ps)