Milliarden-Fusion: Brillenhersteller Luxottica und Essilor wollen Kräfte bündeln
Mailand / Paris – In der Brillenbranche brechen mit einer Milliardenfusion neue Zeiten an. Der weltgrösste Brillenhersteller Luxottica , der unter anderem die Marke Ray-Ban und Gestelle für Luxusmarken wie Armani, Chanel oder Prada produziert, und der französische Brillenglas-Spezialist Essilor wollen zusammengehen. Dies teilten die beiden Unternehmen am Montag in Mailand und Paris mit. Zuvor hatte die «Financial Times» darüber berichtet.
Zusammen kommen die beiden Unternehmen auf einen Börsenwert von rund 50 Milliarden Euro. Luxottica-Gründer Leonardo Del Vecchio, dem knapp 62 Prozent der Anteile gehören, wird seine Beteiligung komplett in das neue Unternehmen einbringen. Er erhält wie alle restlichen Aktionäre auch für jeden seiner Anteile 0,461 Essilor-Titel.
Das Angebot bewertet die Luxottica-Aktie mit 47,07 Euro. Am Montagvormittag kletterte sie um zuletzt gute 8 Prozent auf 53,80 Euro, Essilor legten um knapp 14 Prozent auf 116 Euro zu. Der Deal sei exzellent für beide Seiten, sagte BNP-Paribas-Analyst Luca Sola. Ausserdem löse er ein Führungsproblem bei Luxottica. Der Brillenhersteller hatte in den vergangenen Jahren etliche Führungskräfte verschlissen und mehrere Führungswechsel hinter sich.
Luxottica-Gründer Del Vecchio soll fusioniertes Unternehmen leiten
Geplant ist nun, dass Luxottica-Gründer Del Vecchio das fusionierte Unternehmen leiten soll. Del Vecchio wird zudem grösster Einzelaktionär sein. Über die von ihm kontrollierte Holding Delfin wird er nach dem Zusammenschluss zwischen 31 und 38 Prozent der Anteile des neuen Konzerns halten. Dem Italiener als Vize-Chef zur Seite gestellt wird Essilor-Chairman Hubert Sagnieres. Beide erhalten die gleichen Mitspracherechte.
Das neue Unternehmen wird einen jährlichen Umsatz von mehr als 15 Milliarden Euro sowie 140 000 Angestellte in rund 150 Ländern haben. Der operative Gewinn beider Konzerne lag zuletzt bei zusammen rund 3,5 Milliarden Euro. Der Zusammenschluss dürfte das Ergebnis mittelfristig um 400 bis 600 Millionen Euro steigern. Langfristig dürften die Effekte höher ausfallen.
Zusammen rücken Luxottica und Essilor auf einen der vorderen Ränge in der Luxusgüterbranche vor. Catherine Lim, Analystin bei Bloomberg Intelligence, glaubt, dass sich beide Unternehmen hervorragend ergänzen. Zumal beide Unternehmen zuletzt begonnen hatten, in das Revier des jeweils anderen vorzudringen. So hatte Luxottica angefangen, Gläser herzustellen. Das Segment bietet hohe Margen und die Nachfrage dürfte angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung stetig wachsen. Essilor wiederum hatte einige Online-Brillenhändler übernommen.
Luxottica ist an der Börse derzeit knapp 26 Milliarden Euro wert. Essilors Börsenwert war in den vergangenen Monaten vor allem wegen einiger Probleme in den USA um fast ein Fünftel auf 22 Milliarden Euro gefallen – dank der aktuellen Kursentwicklung ist das Unternehmen derzeit wieder über 25 Milliarden Euro wert. (awp/mc/ps)