NXP-CEO Rick Clemmer. (Foto: NXP)
Austin / Eindhoven / München – Der niederländische Chiphersteller NXP will den US-Konkurrenten Freescale nach Angaben von Montag für 16,7 Milliarden Dollar (14,9 Mrd Euro) kaufen. Damit würde die frühere Philips-Tochter das deutsche Halbleiterunternehmen Infineon, das seine Wurzeln im Siemens-Konzern hat, beim Gesamtumsatz und im Autobereich überholen.
Am Aktienmarkt wurde die Nachricht verhalten aufgenommen – zumindest bei Infineon. Das im Dax notierte Papier pendelte um den Vortagsschluss, obwohl einige Analysten in der Übernahme einen Beleg für eine höhere Bewertung des Sektors sehen. Die Aktie hat jedoch seit dem 2014er-Tief Mitte Oktober fast 50 Prozent an Wert gewonnen und vergangene Woche mit 10,445 Euro den höchsten Stand seit 2007 erreicht. Die Commerzbank-Analysten verwiesen in einer Studie darauf, dass der Konkurrenzdruck durch den geplanten Zusammenschluss grösser werde.
NXP- und Freescale-Aktien legen in Europa zu
NXP will den Grossteil mit eigenen Anteilen stemmen – trotz der dadurch deutlich steigenden Aktienzahl legte der Kurs der NXP-Papiere deutlich zu. In den ersten Handelsminuten an der US-amerikanischen Technologiebörse Nasdaq, wo das niederländische Unternehmen die Stammnotiz hat, stieg der Börsenwert um rund 14 Prozent auf zirka 22 Milliarden Dollar. Die Freescale-Aktie kletterte um neun Prozent auf 39,40 US-Dollar. Die Marktkapitalisierung liegt damit bei mehr als 12 Milliarden Dollar.
Da es zuletzt bereits Spekulationen über eine Übernahme gegeben hat, verteuerte sich das Papier seit Mitte Oktober bereits um rund 136 Prozent. Die Niederländer legen für jede Freescale-Aktie 6,25 Dollar in bar sowie zusätzlich 0,3521 eigene Anteile auf den Tisch. Damit wird Freescale gemessen zum NXP-Schlusskurs vom Freitag mit 11,8 Milliarden Dollar bewertet. Da der US-Konzern, der sich nach der Abspaltung von Motorola derzeit grösstenteils in den Händen von Finanzinvestoren befindet, Schulden von fast fünf Milliarden Dollar hat, beläuft sich das Gesamtvolumen der Übernahme auf 16,7 Milliarden Dollar. Der jährliche Umsatz soll bei mehr als zehn Milliarden Dollar liegen.
Infineon kaufte zuletzt auch zu
Nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg würde der Konzern der weltweit achtgrösste Chiphersteller werden. Die beiden Konzerne reklamieren für sich, dann der grösste Anbieter von Chips für Autos zu sein. So ist der deutsche Zulieferer Continental der grösste Kunde des US-Konzerns. Das Geschäft mit Autoherstellern ist zuletzt stark gewachsen und auch die grösste Sparte beim deutschen Halbleiterkonzern Infineon . Marktführer ist bislang der japanische Konzern Renesas.
Infineon hatte seinerseits erst vor kurzem ebenfalls ein US-Unternehmen übernommen. Mit dem rund drei Milliarden Dollar teuren Kauf von International Rectifier wollen sich die Münchener vor allem einen besseren Zugang zum amerikanischen und asiatischen Markt verschaffen. Infineon kam zuletzt auf einen Jahresumsatz von rund 4,3 Milliarden Euro und lag damit in etwa gleichauf mit NXP, der Konzern würde mit der jetzt geplanten Freescale-Übernahme aber davonziehen. (awp/mc/upd/ps)