Bonn – Die Deutsche Telekom geht trotz eines dicken Milliardenverlusts im vierten Quartal mit Zuversicht ins neue Jahr. Dabei soll nicht nur der bisherige Wachstumstreiber USA den Takt vorgeben, sondern diesmal auch spürbar mehr Ergebnis aus dem Heimatmarkt kommen. Optimismus zieht Telekom-Chef Tim Höttges aus der besseren Entwicklung im Breitbandgeschäft, das unter anderem von staatlichen Subventionen im Netzausbau profitiert. Zudem will die Telekom weiter die Kosten im Zaum halten. Zunächst aber muss der Dax-Konzern eine milliardenschwere Wertminderung auf seine Beteiligung an der BT Group verdauen.
Die Aktien des britischen Mobilfunkprimus waren infolge des Pfund-Verfalls nach dem Brexit-Votum und zuletzt auch einem Bilanzskandal in Italien deutlich im Kurs gefallen. Die Abschreibung von 2,2 Milliarden Euro zog die Telekom im vierten Quartal in die roten Zahlen, wie das Unternehmen am Donnerstag in Bonn mitteilte. Zu Jahresbeginn hatte die Telekom noch einen dicken Sonderertrag beim Verkauf des britischen Mobilfunkgeschäfts an BT verbucht, durch den sie an das Aktienpaket gekommen war.
Dividende für T-Aktie wächst weiter
Der Jahresgewinn fiel um 18 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Viele Analysten hatten bereits mit der Milliardenabschreibung gerechnet. Finanzchef Thomas Dannenfeldt erklärte den Gewinnrückgang mit höheren Aufwendungen für Vorruhestandsregelungen für Beamte. Insgesamt gab der Konzern für den Personalumbau 1,6 Milliarden Euro aus, rund 400 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.
Den Aktionären will die Telekom mit 60 Cent Dividende 5 Cent mehr je Aktie zahlen. Der Konzern hat die Ausschüttung an die Entwicklung des sogenannten freien Bargeldzuflusses geknüpft. Dieser kletterte um 9 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Für 2017 plant die Telekom hier nochmal mit rund 12 Prozent mehr – trotz noch höherer Investitionsausgaben. «Wir packen noch etwas drauf», sagte Höttges und kündigte an, dieses Jahr mit 12 Milliarden Euro eine Milliarde mehr investieren zu wollen.
T-Mobile wächst weiter kräftig
Die US-Mobilfunktochter T-Mobile US ist mit starkem Kundenzulauf weiter der Wachstumsgarant der Bonner. Insgesamt trieb das den Umsatz konzernweit um knapp 6 Prozent auf 73,1 Milliarden Euro in die Höhe.
Umsonst kommt das Wachstum aber nicht. In den letzten drei Jahren hat der Konzern in den USA rund 20 Milliarden Euro investiert. Noch läuft eine Frequenzauktion, die weitere Mittel beanspruchen dürfte. Dannenfeldt geht davon aus, diese trotz aktuell schon 50 Milliarden Euro Schulden schultern zu können. Den Amerikanern hat die Telekom insgesamt über 10 Milliarden Dollar an Finanzierungszusagen gemacht.
Ausblick wird verhalten aufgenommen – Aktie sinkt
Im laufenden Jahr soll der Umsatz weiter zulegen. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll um rund 4 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro klettern. Analysten hatten sich hier mehr ausgerechnet und bemängelten auch die wenig konkrete Umsatzprognose. Die Aktie lag zuletzt mit 1,6 Prozent Minus am Dax-Ende.
Im vergangenen Jahr gab es beim operativen Ergebnis vor allem dank der US-Sparte ein Plus von knapp 8 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro. Daneben lieferte seit längerer Zeit auch das Deutschlandgeschäft wieder einen knappen Zuwachs. Das Plus von 0,1 Prozent soll in diesem Jahr deutlich grösser ausfallen: Dann plant Finanzchef Dannenfeldt – nach einigen kleineren Umbauten in der Bilanz – in Deutschland ein Plus von gut 2 Prozent ein.
Milliardenabschreibung auf BT Group
Die Telekom gruppiert einige Geschäftsteile in eine Beteiligungssparte um. Dazu gehört etwa die BT Group. Sie steht seit Anfang 2016 in der Bilanz der Bonner, damals waren sie durch den Verkauf des britischen Mobilfunkgeschäfts an die Anteile gekommen und hatten daraus einen dicken Sonderertrag verbucht. Im vergangenen Januar waren nochmals mehrere Milliarden Marktwert bei den Briten flöten gegangen, weil eine Gewinnwarnung infolge eines Bilanzskandals in Italien belastete. Auch für das erste Quartal stellte Dannenfeldt eine Wertberichtigung in Aussicht.
«Natürlich freuen wir uns nicht darüber», sagte Tim Höttges. Er sagte aber, dass die strategische Beteiligung an BT weiter richtig sei. Der Konzern sei die Nummer eins im Festnetz, im Mobilfunk und im Geschäftskundenbereich auf der Insel.
Europa und T-Systems bleiben schwierig
Im Europageschäft tut sich die Telekom vereinzelt weiter schwer. Hier nahm die Telekom im vierten Quartal Geld in die Hand, um neue Kunden zu gewinnen. Das belastete aber zunächst erneut das operative Ergebnis, das auf Jahressicht um gut 5 Prozent zurückging.
Auch die IT-Tochter T-Systems steckt weiter im Umbau. Die Kunden wechseln immer schneller in die Cloud, Rechendienste aus dem Internet, das kostet zunächst Umsatz. Im vierten Quartal musste T-Systems wegen zwei schlecht laufender Altverträge eine Risikovorsorge von gut 100 Millionen Euro bilden. Das Ergebnis der Sparte brach deutlich ein. (awp/mc/upd/ps)