Musk schimpft wüst gegen abtrünnige Werbekunden von X

Tech-Milliardär Elon Musk und "Trump-Buddy" Elon Musk.

New York – Grosse Werbekunden flüchten aus Angst um ihr Image von Elon Musks Online-Plattform X – doch statt Schadensbegrenzung zu betreiben, zeigt der Tech-Milliardär ihnen verbal den Mittelfinger. «Wenn jemand versucht, mich mit Anzeigen zu erpressen? Mich mit Geld zu erpressen? Go fuck yourself!», polterte Musk am Mittwoch auf der Bühne einer Konferenz der «New York Times» und wiederholte die Schimpfworte gleich mehrfach. Dabei erwähnte er ausdrücklich Disney-Chef Bob Iger.

Ein Boykott durch Werbekunden werde X (ehemals Twitter) töten, sagte Musk. «Und die ganze Welt wird wissen, dass die Werbekunden das Unternehmen getötet haben», ergänzte er. Auf die Frage, ob er als reichster Mensch der Welt die Plattform dauerhaft am Leben erhalten würde, schien Musk anzudeuten, dass er ein finanzielles Scheitern von X zu akzeptieren bereit sei.

X werde dann eben verschwinden, sagte Musk, der vor gut einem Jahr rund 44 Milliarden Dollar für Twitter bezahlt hatte. Das Geld kam grösstenteils aus dem Verkauf seiner Aktien des Elektroautobauers Tesla . Etwa 13 Milliarden stammten aber aus Banken-Krediten, die nun auf X lasten. Musk sagte zuvor, er habe schon Geld beim Online-Dienst reinschiessen müssen. Der Finanzdienst Bloomberg schätzt sein Vermögen auf 228 Milliarden Dollar – es besteht aber fast nur aus Aktien.

Verschiedene grosse Unternehmen hatten Anzeigen auf X gestoppt, nachdem Musk einen Beitrag als «tatsächliche Wahrheit» bezeichnet hatte, in dem es unter anderem hiess, jüdische Organisationen verbreiteten Hass gegen Weisse. Einen Tag später demonstrierten Hassrede-Forscher in einem Bericht, wie Werbung bekannter Marken bei X neben Nazi-Beiträgen auftauchte. X behauptet in einer Klage, die Platzierung sei durch häufige Abrufe künstlich herbeigeführt worden.

Musk sagte nach der wochenlangen Kontroverse erstmals, dass er den «Wahrheits»-Post ein Fehler gewesen sei, «vielleicht der schlimmste und dümmste Beitrag, den ich je veröffentlich habe». Seine Ansichten seien missverstanden worden. Er habe lediglich an die Adresse jüdischer Organisationen sagen wollen, dass es nicht klug sei, radikale Islamisten zu unterstützen, die ihre Vernichtung wollten.

Musks X-Beitrag war unter anderem vom Weissen Haus verurteilt worden und hatte Zustimmung in antisemitischen Kreisen geerntet. Er selbst betonte danach wiederholt, er sei kein Antisemit. Am Montag wurde Musk in Israel empfangen. Dort besuchte er unter anderem mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu einen von der islamistischen Hamas am 7. Oktober überfallen Kibbuz. Musk betonte am Mittwoch, der Besuch habe nichts mit der Kontroverse um seinen X-Beitrag zu tun.

In dem 90 Minuten langen Interview schaffte Finanzjournalist Andrew Ross Sorkin mit steten Nachfragen ungewöhnlich tiefe Einblicke in die Denkweise und Motivationen von Musk. Einige Highlights:

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