Nelson Mandela (1918 – 2013)
Johannesburg – Der frühere südafrikanische Freiheitskämpfer und spätere Präsident und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela ist tot. Er erlag am Donnerstag Abend im Kreise seiner Familie den Folgen einer Lungenentzündung. Präsident Jacob Zuma würdigte den Verstorbenen mit den Worten: «Unsere Nation hat ihren grössten Sohn verloren.» Mandela sei friedlich eingeschlafen, erklärte Zuma in einer landesweit übertragenen Fernsehansprache.
Mandela war in den vergangenen Monaten mehrfach wegen Lungenproblemen, die von einer nie ganz ausgeheilten Tuberkulose aus seiner Zeit als Häftling auf Robben Island herrührten, behandelt worden. Anfang Juni hatte sich sein Zustand derart verschlechtert, dass er auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Pretoria behandelt werden musste. Bereits damals war sein Gesundheitszustand als «kritisch» bezeichnet worden. Seine letzten Wochen konnte «Madiba», wie er in Südafrika genannt wurde, aber zu Hause im Kreis seiner Familie verbringen.
Mandela – die Legende
Mandela war nicht nur Friedensnobelpreisträger und der wohl weltweit am meisten geachtete Politiker. Er war eine Legende. Während des Apartheidregimes war der Jurist und Freiheitskämpfer 27 Jahre lang eingekerkert. Anfang 1990 wurde er – nach fast fünf Jahre dauernden Verhandlungen mit dem Apartheidregime über einen friedlichen Machtwechsel und ein Ende der Rassentrennung – freigelassen. 1993 erhielt er zusammen mit dem letzten Präsidenten des Apartheidregimes, Frederik Willem de Klerk, den Friedensnobelpreis und ein Jahr später wurde er bei den ersten freien Wahlen in Südafrika zum ersten schwarzen Präsidenten des Landes gewählt.
Stets um friedlichen Ausgleich und Versöhnung bemüht
Viele hatten nach dem Ende der Apartheid einen Bürgerkrieg befürchtet. Dass es nicht dazu kam, war in erster Linie Mandela und seinem beständigen Bemühen um friedlichen Ausgleich und Versöhnung zu verdanken. Am Tag seiner Freilassung forderte er alle diejenigen, die die Apartheid aufgegeben hatten, zur Mitarbeit in einem neuen Südafrika auf. Seine Versicherung, dass er seinen Peinigern vergebe, beeindruckte nicht nur Südafrika, sondern Menschen auf der ganzen Welt.
Dreimal verheiratet
Nelson Mandela war dreimal verheiratet. Aus zwei dieser Ehen stammen sechs Kinder. Seine erste Ehe mit Evelyn Ntoko Mase wurde 1957 nach 13 Jahren geschieden. 1992 trennte sich Mandela aufgrund politischer Belastungen nach 38 Jahren Ehe von seiner zweiten Frau Winnie, mit der er zwei Töchter hatte. An seinem 80. Geburtstag, am 18. Juli 1998, heiratete Mandela die Witwe des ehemaligen moçambiquanischen Präsidenten und ANC-Unterstützers Samora Machels, Graça. Machels war 15 Jahre zuvor bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen, dessen Umstände bis heute nicht geklärt sind. Das Paar lebte zum Schluss zurückgezogen in Mandelas Heimat Transkei in der Provinz Eastern Cape. Der letzte öffentliche Auftritt Mandelas liegt drei Jahre zurück, damals war er bei der Fussballweltmeisterschaft in Südafrika noch einmal in Erscheinung getreten.
http://youtu.be/Lwn2UPUp0eo
Obama: «Wir haben einen der wichtigsten Menschen verloren»
Weltweit würdigten Politiker und ehemalige Weggefährten den Verstorbenen. Als einer der ersten meldete sich US-Präsident Barack Obama zu Wort: «Wir haben einen der einflussreichsten und wichtigsten Menschen verloren. Er gehört nicht mehr zu uns, er gehört der Ewigkeit.» Obama drückte seine Bewunderung für den Kämpfer gegen die Apartheid aus, würdigte, dass er vom Gefangenen zum Präsidenten wurde und sich mit denen versöhnt hat, die ihn hinter Gitter gebracht haben: Mandela solle ein Vorbild für alle sein. Er selbst sei einer von Millionen, die von Mandela inspiriert wurden. «Ich kann mir mein eigenes Leben ohne Mandelas Beispiel nicht vorstellen», sagte Obama sichtlich betroffen.
Als «Giganten für die Gerechtigkeit» würdigte Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon Mandela. Er sagte: «Viele Menschen auf der ganzen Welt waren von seinem selbstlosen Kampf für menschliche Würde, Gleichheit und Freiheit stark beeinflusst. Er hat unsere Leben auf sehr persönliche Art und Weise berührt. Nelson Mandela hat uns gezeigt, was für unsere Welt und für jeden einzelnen von uns möglich ist – wenn wir zusammen an Gerechtigkeit und Menschlichkeit glauben, davon träumen und uns dafür einsetzen.»
De Klerk: «Mandela war von Grund auf menschlich»
Südafrikas Präsident Zuma rief eine Staatstrauer aus. Mandela werde ein Staatsbegräbnis erhalten. Der Präsident rief die Nation auf, den Idealen Mandelas treuzubleiben. Dies gelte für seine «Vision einer Gesellschaft, in der niemand von anderen ausgebeutet, unterdrückt oder enteignet wird». Frederick Willem de Klerk sagte: «Ich habe ihn immer respektiert und immer gemocht. Er hat einem sehr direkt in die Augen gesehen, er war ein guter Zuhörer. Er war ein Mann mit Visionen und von Grund auf menschlich.»
Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton bezeichnete Mandela als «einen der wichtigsten Führer und einen der feinsten Menschen». Als weiterer US-Präsident sagte George H.W. Bush: «Barbara und ich betrauern den Tod eines der Menschen, die am meisten an die Freiheit geglaubt haben – und sind froh, das Privileg gehabt zu haben, ihn zu kennen.» Auch Bushs Sohn und späterer Präsident George W. Bush bekundete sein Beileid. In einem Statement hiess es: «Nelson Mandela eine der grossen Kräfte für Freiheit und Gleichberechtigung in unserer Zeit. Er hat seine Bürden mit Würde und Anmut getragen und unsere Welt ist besser durch sein Beispiel.» (upd/mc/pg)