Netflix mit verhaltenem Jahresstart – Wachstum und Ausblick enttäuschen
Los Gatos – Der Streaming-Riese Netflix will nach einem verhaltenen Jahresauftakt entschiedener gegen Trittbrettfahrer vorgehen. In diesem Vierteljahr soll die Offensive gegen das Teilen von Passwörtern endlich Fahrt aufnehmen, kündigte das Unternehmen an. Netflix geht davon aus, dass rund 100 Millionen Haushalte den Service mit den Login-Daten anderer Menschen nutzen. Künftig soll auch fürs Teilen bezahlt werden. Zudem beendet Netflix ein Relikt vergangener Zeiten, mit dem die Geschichte der Firma begann: den DVD-Verleih.
Im ersten Quartal steigerte der Online-Videodienst die Kundenzahlen um 1,75 Millionen auf 232,5 Millionen Nutzerkonten, wie er am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Experten hatten mit einem deutlich stärkeren Zuwachs gerechnet. Auch der Ausblick auf das laufende Vierteljahr fiel durchwachsen aus. Erst im zweiten Halbjahr rechnet Netflix – auch dank des Vorgehens gegen das Passwort-Teilen – mit einem Aufschwung. Ein weiterer Wachstumstreiber soll der im November gestartete günstigere Abo-Tarif mit Werbung werden.
Mehr Umsatz – tieferer Gewinn
Den Umsatz steigerte Netflix in den drei Monaten bis Ende März im Jahresvergleich um knapp vier Prozent auf 8,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn sank dennoch um rund 18 Prozent auf unterm Strich 1,3 Milliarden Dollar. Im laufenden zweiten Quartal erwartet Netflix keine grossen Sprünge – die Erlöse und das Nettoergebnis dürften mehr oder weniger auf dem Niveau des Vorquartals stagnieren. Bei Anlegern kam der Geschäftsbericht zunächst nicht gut an. Die Aktie geriet nachbörslich zeitweise mit über zehn Prozent ins Minus. Allerdings erholte sich der Kurs relativ schnell wieder weitgehend.
DVD-Verleih wird eingestellt
Ausserdem gab Netflix am Dienstag bekannt, seinen DVD-Verleih nach rund 25 Jahren einzustellen. Der Versand per Post war das ursprüngliche Geschäftsmodell des 1997 gegründeten Unternehmens. Der Legende nach begann die Geschichte von Netflix sogar mit einem Leihvideo. Gründer Reed Hastings verlegte eine Videokassette und ärgerte sich über die Mahngebühren der Videothek, wie er später erzählte. Daraus entstand die Geschäftsidee einer DVD-Flatrate. Im Streaming-Zeitalter spielte dieser Service aber ohnehin kaum noch eine Rolle. Netflix begründete das Aus mit der geringen Nutzung. (awp/mc/pg)