Netflix verfehlt Erwartungen bei Nutzerwachstum

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Los Gatos – Der Online-Videodienst Netflix hat trotz fast weltweiter Verfügbarkeit das schwächste Wachstum der Kundenzahlen seit drei Jahren verzeichnet. In den vergangenen drei Monaten kamen 1,7 Millionen Kunden hinzu, wie Netflix nach US-Börsenschluss am Montag mitteilte. Das Unternehmen selbst hatte einen Zuwachs von 2,5 Millionen in Aussicht gestellt. Die Netflix-Aktie sackte nachbörslich kräftig ab.

Gründer und Chef Reed Hastings machte für das schwache Nutzerwachstum unter anderem eine Preiserhöhung für Bestandskunden mit alten Verträgen verantwortlich, die zu mehr Kündigungen geführt habe. «Was auch immer etwas kostet, die Leute mögen nicht, wenn es teurer wird», sagte er in einer Videokonferenz mit Analysten. Netflix müsse da aber durch. Am Ende würden die höheren Preise mehr Umsatz bedeuten.

Nur 160’000 neue US-Kunden
Im vergangenen Quartal sollten nach Erwartungen des Dienstes 500’000 Kunden in den USA hinzukommen und 2 Millionen im Rest der Welt. Im Heimatmarkt legte Netflix aber nur um 160’000 Nutzer zu und im internationalen Geschäft waren es gut 1,5 Millionen.

Es sei typisch, dass sich beim Start in einem neuen Markt erst eine aufgestaute Nachfrage entlade und das Wachstum dann abbremse, sagte Hastings. «Wir wachsen, aber nicht so schnell, wie wir gerne würden oder es in der Vergangenheit geschafft haben», erklärte Netflix im Quartalsbrief an die Aktionäre. Die Aktie fiel nachbörslich um rund 15 Prozent. Die Anleger waren auch vom Ausblick enttäuscht.

83,2 Mio Kunden weltweit
Netflix hat jetzt 83,2 Millionen Kunden weltweit, davon gut 47,1 Millionen im Heimatmarkt USA. Der Dienst war Anfang des Jahres in rund 130 weiteren Ländern gestartet und ist damit nun fast auf der ganzen Welt verfügbar, bis auf China und Länder wie Nordkorea. Die globale Reichweite weckt auch entsprechende Erwartungen an das Wachstum der Nutzerzahlen.

Umsatz um 28% gesteigert
Den Umsatz konnte der Videodienst im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar (1,9 Mrd Euro) steigern. Beim Gewinn gab es ein Plus von 55 Prozent auf 40,75 Millionen Dollar. Dabei spülte das US-Geschäft einen operativen Gewinn von 414 Millionen Dollar in die Netflix-Kassen und im Rest der Welt gab es rote Zahlen von 69 Millionen Dollar.

Zugleich sei Netflix ausserhalb der USA in jedem Land profitabel, in dem man vor 2014 gestartet sei, und diese Märkte würden in diesem Jahr rund 500 Millionen Dollar zum Gewinn beitragen, hiess es. Es ist das erste Mal, dass Netflix Angaben zur Profitabilität in einzelnen Regionen macht. In der Schweiz war Netflix im Herbst 2014 an den Start gegangen.

Milliarden in neue Inhalte
Der Zufluss neuer Nutzer ist entscheidend, damit eine grosse Wette von Hastings aufgeht. Netflix steckt jedes Jahr mehrere Milliarden Dollar in Inhalte, darunter auch in Serien und Filme aus eigener Produktion. Das Geld muss aus den Abo-Gebühren der Mitglieder kommen. Hastings zeigte sich zuversichtlich für die Zukunft: Er sehe nicht, warum in 10 bis 20 Jahren nicht jeder Haushalt in den USA Netflix-Kunde sein sollte. Internet-Fernsehen sei die Zukunft und Netflix im Wettbewerb gut positioniert. Ein starker international agierender Rivale ist Amazon . Der Online-Händler schliesst einen Videostreaming-Angebot in seinen Abo-Dienst Prime ein.

Für das laufende Quartal rechnet Netflix mit einem Zuwachs von 300 000 Kunden in den USA und zwei Millionen im anderen Märkten. Zugleich räumte Hastings ein, dass die Olympischen Sommerspiele das Wachstum abbremsen könnte.

Netflix-Chef zeigt sich offen für Download-Funktion
Erstmals lehnt Netflix  eine Download-Funktion für seinen Online-Videodienst nicht mehr grundsätzlich ab. «Mit der globalen Expansion sind wir offen dafür», sagte Netflix-Chef Reed Hastings in einer Videokonferenz mit Analysten nach Vorlage der Quartalszahlen. Der Dienst habe sich mit der Idee beschäftigt, weil in einigen Ländern die mobilen Datennetze nicht so gut seien. Und für Netflix würden dadurch keine erheblichen Kosten entstehen.

Während Rivalen wie Amazon Prime die Möglichkeit anbieten, Filme und Serien auch herunterzuladen und sich dann ohne Internet-Verbindung anzusehen, wollte Netflix eine solche Funktion bisher nicht einführen. Stattdessen kann das Netflix-Angebot nur per Streaming direkt aus dem Netz abgespielt werden. Zur Begründung hiess es stets, eine Download mache die Bedienung komplizierter und schaffe neue Probleme bei der Synchronisation zwischen verschiedenen Geräten und der Verwaltung von Zugriffsrechten. Zugleich räumte Netflix auch ein, dass es durchaus Kundenwünsche dazu gebe. Hastings verwies jetzt darauf, dass Rivalen auch in Ländern wie Deutschland und die USA eine lokale Speicherfunktion anböten und sie dort zum Standard gehöre. (awp/mc/pg)

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