Frankfurt am Main – Für die internationalen Fluggesellschaften gewinnen Routen nach Südostasien und in andere aufstrebende Wirtschaftsregionen immer mehr an Bedeutung. Wie aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in Zusammenarbeit mit der Internationalen Luftverkehrsvereinigung (IATA) hervor geht, halten vier von fünf Vorstandschefs der Branche die Verlagerung der ökonomischen Wachstumszentren für die Herausforderung der kommenden Jahre.
«Insbesondere die Passagierzahlen auf den Flugrouten zwischen China und Europa bzw. Amerika werden in den kommenden Jahren stark steigen. Denn immer mehr Chinesen zählen zur aufstrebenden Mittelschicht, die sich eine Flugreise leisten kann und dies bereits jetzt verstärkt tut», kommentiert Dietmar Prümm, PwC-Partner und Leiter des Bereichs Transport und Logistik Deutschland.
Airline CEOs setzen auf Kooperationen
Weiterhin ist für fast jeden vierten CEO aus der Luftverkehrsbranche die Erschliessung neuer Märkte ein wesentliches Element der Wachstumsstrategie im Unternehmen. Zum Vergleich: Im «Global CEO Survey 2014», für den weltweit rund 1200 Entscheider aus allen Branchen befragt wurden, nannten diesen Aspekt lediglich 14 Prozent.
Den Airline-CEOs ist bewusst, dass die Erschliessung neuer Auslandsmärkte in der stark regulierten Branche nur schwer im Alleingang zu bewältigen ist. Rund jeder fünfte Befragte setzt daher verstärkt auf Kooperationen und Joint Venture. Fusionen und Zusammenschlüsse sind hingegen nur für eine kleine Minderheit(drei Prozent)der Befragten eine Option.
Mehrwert für den Kunden
Noch wichtiger als neue Passagiere auf neuen Märkten ist den befragten Managern allerdings die Bindung der bestehenden Kunden. Ein Drittel der CEOs will auf den bereits angebotenen Routen Marktanteile gewinnen. «Der Wettbewerb in der internationalen Luftfahrt hat sich in den vergangenen Jahren in erster Linie auf den Ticketpreis fokussiert. Doch mittlerweile sind auch Faktoren wie Taktzeiten, der Service an Bord und vor dem Flug sowie die Erreichbarkeit der Flughäfen wichtig. Passagiere erwarten heute ein umfassendes Mobilitätsangebot, das viele Airlines noch nicht bieten können», erläutert Bernd Roese, Global Airline Coordinator bei PwC.
Auch die befragten Entscheider haben hier Defizite erkannt. Rund zwei Drittel der Befragten sind der Ansicht, dass ihr Unternehmen noch nicht gut auf die sich ändernden Kundenpräferenzen eingestellt ist. Noch schwächer fällt diese Einschätzung für die Bereiche IT (25 Prozent) sowie Forschung und Entwicklung (acht Prozent) aus. Doch die Unternehmen reagieren: Gut 70 Prozent wollen Passagierdaten detaillierter erheben und auswerten, um die Wünsche ihrer Kunden besser zu verstehen.
Airlines rechnen mit Rückenwind
Trotz dieser Herausforderungen beurteilen die CEOs die Perspektiven ihrer Airlines positiv. Rund 80 Prozent rechnen sowohl kurzfristig (kommende zwölf Monate) als auch mittelfristig (kommende drei Jahre) mit Umsatzzuwächsen für ihr Unternehmen. Den höheren Erlösen steht jedoch das Risiko steigender Treibstoffkosten gegenüber, das 74 Prozent der Befragten «sehr grosse» Sorgen macht. Spannend bleibt daher die Frage, ob die geplanten Massnahmen ausreichen, um die steigenden Umsätze auch in höhere Gewinne umzuwandeln. Zudem fürchten 58 Prozent die Folgen einer möglichen Überregulierung und 42 Prozent verweisen auf die negativen Auswirkungen zu geringer Investitionen in die Infrastruktur. Für die Studie wurden weltweit 39 Vorstandschefs von Fluggesellschaften befragt. (PwC/mc/pg)