Neue Spekulationen über Kodak-Insolvenz
Kodak-Ladensignet in den USA.
Rochester – Der angeschlagene Fotopionier Kodak steht wieder im Zentrum von Insolvenzgerüchten. Das Traditionsunternehmen bereite einen Antrag auf Gläubigerschutz für die kommenden Wochen vor, berichtete das «Wall Street Journal» am Mittwoch. Die Insolvenz könne noch abgewendet werden, wenn es Kodak schliesslich gelingen sollte, ein Portfolio aus rund 1.100 Patenten zu verkaufen, hiess es unter Berufung auf informierte Personen.
Doch das Management arbeitet schon seit Monaten an dem Deal und konnte immer noch keinen Abschluss vermelden. Möglicherweise werden die Patente am Ende über eine Auktion im Zuge des Insolvenzverfahrens verkauft, schrieb die Zeitung. Das Unternehmen spreche auch mit Banken über eine Finanzierung in Höhe von rund einer Milliarde Dollar, um das Geschäft auch in der Insolvenz aufrechtzuerhalten. Kodak hatte schon im Herbst gewarnt, dem Unternehmen könne binnen zwölf Monaten das Geld ausgehen, wenn keine neuen Finanzquellen aufgetan werden. Der Fotopionier kommt nicht mit dem Wandel von der Film- zur Digitalfotografie zurecht.
Aktie stürzt ab
Es ist bereits das zweite Mal in drei Monaten, dass Spekulationen über Insolvenzpläne von Kodak die Runde machen. Anfang Oktober hatte das Unternehmen nach einem ähnlichen Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg noch erklärt, man habe keine Absicht, einen Insolvenzantrag zu stellen. Jetzt hiess es nach dem Bericht des «Wall Street Journal», Kodak kommentiere keine Marktgerüchte. Die bereits schwer gebeutelte Aktie beendete den Tag nach dem Zeitungsbericht mit einem drastischen Minus von über 28 Prozent bei nur noch 47 US-Cent.
NYSE duldet keine «Penny Stocks»
Der schwache Aktienkurs bereitet Kodak ohnehin schon Ärger. Erst am Mittwoch wurde bekannt, dass dem Unternehmen der Rauswurf von der New Yorker Börse droht. Grund ist, dass der Aktienkurs als Folge der finanziellen Probleme dauerhaft unter einem Dollar festhängt. Der Börsenbetreiber NYSE duldet derartige «Penny Stocks» nur für begrenzte Zeit. Kodak hat jetzt noch sechs Monate Zeit, den Kurs wieder über die Ein-Dollar-Marke zu heben – der erneute Einbruch am Mittwoch macht diese Aufgabe noch schwieriger.
Anschluss an Digitalfotografie verloren
Kodak hat die traditionelle Fotografie entscheidend geprägt. Mit der Erfindung von Filmkartuschen wurde das mehr als 130 Jahre alte Unternehmen reich und galt lange als eine Top-Adresse der US-Industrie. Doch der Siegeszug der Digitalfotografie warf das angestammte Kodak-Geschäft durcheinander. Tragende Säulen wie der Fotofilm brachen praktisch komplett weg. Kodak war zwar mit an den Anfängen der digitalen Fotografie beteiligt, verlor jedoch schnell den Anschluss. Konzernchef Antonio Perez versucht schon seit Jahren, Kodak als Druck-Spezialisten neu auszurichten. Doch der Umbau läuft schleppend, während Kodaks Geldreserven schrumpfen.
Wertvolle Patente
Entlastung soll vor allem der Verkauf von 1.100 Patenten bringen. Kodak besitzt Rechte an vielen grundlegenden Techniken. Zudem wurden diverse Unternehmensteile auf den Prüfstand gestellt. So wurden bereits das Geschäft mit Bildsensoren und eine aus alten Zeiten stammende Gelatine-Produktion für einen unbekannten Betrag verkauft. Ausserdem versucht Kodak laut Medienberichten, mehrere hundert Millionen Dollar für seine Online-Fotoplattform zu bekommen. (awp/mc/ps)