Neuer Bilfinger Berger-Chef Koch setzt auf Kontinuität
Mannheim – Der neue Chef des Bau- und Dienstleistungskonzerns Bilfinger Berger , Roland Koch, setzt zu seinem Start an diesem Freitag auf bewährte Strategie seines Vorgängers. «Dies ist ein Wechsel in Kontinuität», sagte der ehemalige hessische Ministerpräsident am Mittwochabend in Mannheim in Begleitung seines zwölf Jahre amtierenden Vorgängers Herbert Bodner.
Er sei aber keine Kopie, betonte Koch. Er wolle die Dienstleistungen weiter stärken. Seine Kasse ist mit einer Milliarde Euro prall gefüllt. Bodner habe ihm einen wohlgeordneten, alles andere als reparaturbedürftigen Konzern hinterlassen. Bei Bilfinger Berger müsse das Rad aber nicht neu erfunden werden. Nach dem massiven Umbau des Konzerns durch seinen Vorgänger Bodner vom Bau- zum Dienstleistungskonzern gehe es in der nächsten Stufe auch um die Integration der verschiedenen Teile.
Internationalisierung angestrebt
Es gebe viele Möglichkeiten, das Investitionsbudget für Zukäufe von rund einer Milliarde Euro sinnvoll zu investieren, erklärte Koch. Deshalb will er die Teilkonzerne in einen Wettbewerb um diese Mittel versetzen. Dabei gehe es sowohl um eine Vertiefung von Kompetenz in einzelnen Bereichen wie etwa bei Kraftwerksdienstleistungen, als auch um gewisse Konsolidierungstendenzen etwa im Gebäudeservice. Generell strebt Koch eine Internationalisierung an: «Der Dienstleistungsbereich wird absolut dominierend sein.» Das Baugeschäft dürfte künftig rund 10 bis 20 Prozent der Leistung ausmachen.
Konzern setzt auf starke Dividende
Auch mit Blick auf die Aktionäre betonte Koch die Kontinuität. Bilfinger setze auch weiterhin auf langfristig orientierte Aktionäre und eine starke Dividende. Unter Bodner hatte sich der Aktienkurs seit 1999 auf 67 Euro mehr als verdoppelt. «Ich sehe Bilfinger Berger als einen sehr, sehr starken Spieler im MDax» , sagte Koch. Eine Aufnahme in den Dax sei «kein unternehmerisches Ziel». Koch will aus Bilfinger Berger einen «ingenieurgetriebenen Dienstleistungskonzern» formen. Es bestehe eine grosse Chance, dass Bilfinger Berger in fünf Jahren «als Prototyp des Dienstleistungsunternehmens auf dem europäischen Markt» dastehe mit einem signifikanten Wachstum in den Dienstleistungen rund um die Industrie. Dabei gehe es ihm um eine langfristige Orientierung.
Eng vernetztes Unternehmen
Nach aussen und nach innen solle ein Bewusstsein geschaffen werden, dass der Konzern ein eng vernetztes Unternehmen sei, erklärte Koch. Bilfinger Berger habe in der Vergangenheit keine Sanierungsfälle gekauft, sondern stolze und selbstbewusste Firmen mit eigener Kultur und Leistung. «Die Herausforderung ist, die unterschiedlichen Teile zu einem Ganzen zusammenzufügen», sagte Koch. Er werde dabei «behutsam» vorgehen. Ein Trumpf von Bilfinger Berger sei, dass Kunden übergreifend versorgt werden könnten und unterschiedlichste Erfahrungsbereiche zusammengeführt würden. Noch bestünden bei Bilfinger aber oft verschiedene Welten.
Managementkapazitäten entscheidend
Bei dieser Integration seien seine Managementkapazitäten entscheidend und nicht seine politischen Kontakte, sagte Koch. Dies bestätigte auch Bodner, der den Auswahlprozess seines Nachfolgers begleitet hatte: «Das politische Netzwerk war kein Auswahlkriterium.» Bei öffentlichen Ausschreibungen bestünden für solcherlei Gefälligkeiten ohnehin keine Spielräume. Entscheidend seien in einer solchen Position Führungsqualitäten. (awp/mc/ps)