Charles III. verspricht wie die Queen lebenslangen Dienst

«The King's Speech»: König Charles III. bei seiner ersten Ansprache im neuen Amt.

London – Der neue britische König Charles III. hat in der Nachfolge seiner verstorbenen Mutter lebenslangen Dienst versprochen. In einer Fernsehansprache sagte er am Freitagabend, seine Mutter habe einst gelobt, «ihr ganzes Leben, möge es kurz oder lang sein», dem Dienst an ihren Untertanen zu widmen. Dieses Versprechen wolle er nun erneuern, sagte Charles. Die Queen war am Donnerstag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral gestorben.

Seinen Sohn William, der nun unmittelbarer Thronfolger ist, ernannte Charles zum neuen Prinzen von Wales. Diesen Titel hatte Charles bisher selber getragen. Er sei sich sicher, dass William (40) und dessen Frau Kate (40) als Prinz und Prinzessin von Wales weiterhin die britische Gesellschaft inspirieren und nationale Debatten anführen würden, sagte Charles.

Zu seinem jüngeren Sohn Harry und dessen Frau Meghan äusserte er sich versöhnlich. «Ich will auch meine Liebe zu Harry und Meghan zum Ausdruck bringen, die sich weiterhin ein Leben in Übersee aufbauen», sagte der 73-Jährige in der im Buckingham-Palast aufgezeichneten Ansprache.

Harry und Meghan hatten sich vor mehr als zwei Jahren vom engeren Kreis des Königshauses losgesagt und leben inzwischen mit ihren Kindern Archie (3) und Lilibet (1) im US-Bundesstaat Kalifornien. Mit seinem Vater Charles und seinem älteren Bruder William hatte sich Harry überworfen.

Offizielle Proklamation am Samstag
Charles wird am Samstag offiziell zum neuen König proklamiert. Wie der Buckingham-Palast mitteilte, soll die Zeremonie um 11.00 Uhr (MESZ) im St.-James’s-Palast in London beginnen. Die Proklamation soll vom Schlossbalkon und anschliessend von weiteren Orten im Vereinigten Königreich verlesen werden. Allerdings ist dieser Akt eher symbolisch: Bereits im Augenblick des Todes der Queen war die Krone automatisch an ihren ältesten Sohn übergegangen.

Mit der erstmaligen Ankunft des aus Schottland angereisten König Charles III. am Buckingham-Palast war die auf halbmast wehende Nationalflagge eingeholt und durch die königliche Standarte ersetzt worden. Diese Fahne repräsentiert das Staatsoberhaupt und wird immer da aufgezogen, wo der Monarch zugegen ist. Es ist die einzige Flagge, die nie auf halbmast gesetzt wird.

Auch viele andere Länder hatten nach dem Tod der Queen Flaggen auf halbmast gesetzt, darunter auch weit entfernte Königreiche wie Thailand und Malaysia und abgelegene Südpazifik-Staaten wie die Cookinseln.

Premierministerin Liz Truss versicherte dem neuen König die Treue der Briten. Auch er verdiene Loyalität, sagte die konservative Politikerin im Parlament in London vor einem vollen Haus überwiegend schwarz gekleideter Abgeordneter.

Über die Queen sagte Truss: «Ihre Majestät war eine der grössten Führungspersönlichkeiten, die die Welt je gesehen hat. Ihre weisen Worte haben uns in den schwierigsten Zeiten gestärkt. In den dunkelsten Momenten der Pandemie hat sie uns die Hoffnung gegeben, dass wir uns wieder (mit anderen) treffen können.» König Charles habe in seinem Leben ebenfalls schon viel für das Land getan, etwa durch seine Bemühungen im Umweltschutz. «Wir schulden ihm Loyalität und Hingabe», sagte sie. «Die Krone wird fortbestehen, die Nation wird fortbestehen, und in diesem Geiste sage ich: Lang lebe der König.»

Glockengeläut in Hunderten britische Kirchen
Am Freitag läuteten Hunderte britische Kirchen die Glocken, eine Stunde später wurden im ganzen Land zeremonielle Böllerschüsse im Gedenken an die gestorbene Königin abgefeuert. Die Beisetzung findet voraussichtlich am Montag, den 19. September, statt. Dies wurde vom Buckingham-Palast allerdings noch nicht bestätigt. Nach dem Begräbnis soll noch sieben Tage getrauert werden.

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hob am Freitag die enorme Bedeutung der Queen für die Britinnen und Briten hervor. «Es fühlt sich für Menschen in aller Welt, vor allem in Grossbritannien, so an, als wäre uns ein Teil unseres Lebens, den wir für selbstverständlich gehalten haben, genommen worden», sagte der oberste Geistliche der Church of England im BBC-Interview. Für viele Menschen breche nicht nur eine Zeit der Trauer an, sondern auch eine der Unsicherheit, in der sie sich fragten, was von Dauer sei.

Politiker aus aller Welt zollten der Königin Respekt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte die Königin als «Vorbild und Inspiration für Millionen, auch hier in Deutschland», Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fügte einer ersten Reaktion noch die Worte hinzu: «Für euch war sie eure Königin, für uns war sie die Königin.» Kein anderes Land habe die Queen so oft besucht wie Frankreich. US-Präsident Joe Biden nannte die Queen eine einzigartige Staatsfrau und «mehr als eine Monarchin».

Königin seit 1952
Die 1926 geborene Queen wurde 1952 Königin. Sie absolvierte Hunderte Auslandsreisen, auch mehrere nach Deutschland. Zuletzt besuchte sie die Bundesrepublik bei einem Staatsbesuch 2015. Aus politischen Angelegenheiten hielt sich die Monarchin stets heraus. Auch zum Austritt ihres Landes aus der EU (Brexit) äusserte sie sich nicht.

Nach dem Tod der Queen hat die dänische Königin Margrethe II. (82) das Programm für die Feierlichkeiten zu ihrem 50. Thronjubiläum an diesem Wochenende deutlich reduziert. Angesichts der traurigen Nachricht werde das Programm auf Wunsch der Königin angepasst, teilte das dänische Königshaus am Freitag mit. Konkret bedeutet das, dass die grössten Möglichkeiten für die Bevölkerung, die Monarchin am Wochenende zu Gesicht zu bekommen, nicht stattfinden werden. (awp/mc/ps)

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