BP-CEO Bob Dudley.
London – Der britische Ölriese BP hat einen derben Rückschlag bei seinem milliardenschweren Deal mit dem russischen Rosneft-Konzern erlitten. Eine aussergerichtliche Einigung zwischen dem britischen Konzern und seinem anderen russischen Geschäftspartner AAR, der sich übervorteilt sieht, scheiterte am Donnerstagabend vor einem Schiedsgericht in Stockholm.
BP und der russische Staatskonzern Rosneft wollten bei der Ölförderung im Nordpolarmeer zusammenzuarbeiten. Dazu war ein milliardenschwerer Aktientausch geplant. Am Freitagmorgen fiel der BP-Kurs an der Londoner Börse zeitweise um ein Prozent, erholte sich aber später wieder etwas. Schon kurz nach der Verkündung des Deals im Januar hatten die Aktionäre eines anderen BP-Joint-Ventures ihren Unmut über die geplante Zusammenarbeit geäussert. Die russischen Aktionäre des Konzerns TNK-BP – das Konsortiums AAR, zu dem die Milliardäre Michail Fridman, Viktor Vekselberg, German Chan und Len Blavatnik gehören – fühlten sich durch den BP-Deal mit Rosneft übergangen. Sie sehen ihre Aktionärsvereinbarung mit BP verletzt. Darin ist nach AAR-Lesart festgelegt, dass der gemeinsame Verwaltungsrat vorher zustimmen muss, wenn einer der Partner neue Öl- und Gasprojekte in Russland angehen will.
BP «enttäuscht»
BP äusserte sich «enttäuscht», dass die Zusammenarbeit mit Rosneft nun nicht wie geplant vorangehen könne. Ziel sei es, statt der gemeinsamen Exploration nun wenigstens den Aktientausch zu vollziehen. Bis zum 14. April wollten die beiden Unternehmen Aktien im Wert von 16 Milliarden Dollar (11,3 Milliarden Euro) tauschen. Rosneft sollte künftig 5 Prozent der Anteile an BP halten, die Briten 9,5 Prozent der Rosneft-Aktien. «Wir haben gewonnen. Der Deal ist verboten», sagte AAR-Chef Stan Polovets. AAR und BP halten je 50 Prozent der Anteile an TNK-BP. Der Deal sei eine «beträchtliche Fehleinschätzung» des BP-Managements und habe sowohl die Beziehungen zwischen BP und AAR beschädigt als auch die Reputation von BP in Russland. Mit der Entscheidung sei es BP ausserdem verboten, künftig Vereinbarungen über Beteiligungen von «strategischer Bedeutung» mit Rosneft treffen.
Wichtiger Schritt in strategischer Neuausrichtung
Für BP soll die Zusammenführung ein wichtiger Schritt in der strategischen Neuausrichtung werden. Das Unternehmen hatte nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko im vergangenen Jahr Milliardenverluste gemacht. Anfang Februar hatte ein Londoner Gericht eine einstweilige Verfügung erlassen, die den Deal vorerst stoppte. Beide Seiten hatten sich daraufhin geeinigt, das Problem aussergerichtlich zu lösen. «Das ist ein kaufmännisches Problem, das werden wir kaufmännisch lösen», sagte BP-Chef Bob Dudley damals. Am 13. März scheiterte bereits ein Einigungsversuch bei einem Treffen der Aktionäre in Paris.
Rosneft hält an Deal mit BP fest
Rosneft hält trotz des Gerichtsentscheides weiter an seinem geplanten Aktiendeal mit BP fest. «Das Stockholmer Gericht hat das vorläufige Verbot nur verlängert und wird die Verhandlung voraussichtlich am 7. April wieder aufnehmen.» Das sagte Rosneft-Aufsichtsratschef Igor Setschin am Freitag nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau. Rosneft werde wegen der Verschiebung der Vereinbarung Schadenersatz fordern. (awp/mc/upd/ps)