Kurt Bock, Vorstandsvorsitzender BASF. (Copyright by BASF)
Mannheim / Ludwigshafen – Anhaltend niedrige Öl- und Gaspreise haben beim Chemiekonzern BASF auch im Auftaktquartal auf die Bilanz gedrückt. Zudem entwickelte sich das Geschäft mit Chemikalien vor allem wegen deutlich niedrigerer Verkaufspreise schlechter. Auch 2016 werde kein einfaches Jahr, sagte Unternehmenschef Kurt Bock am Freitag vor Beginn der Hauptversammlung. Die Rahmenbedingungen blieben herausfordernd und es gebe erhebliche Risiken, wie etwa ein langsameres Wirtschaftswachstum in China. Die Ziele für 2016 bestätigte Bock.
Für das laufende Jahr rechnet der BASF-Chef mit einem um Sondereffekte bereinigten operativen Gewinn (Ebit) leicht unter dem Vorjahreswert von 6,7 Milliarden Euro. Dies sei in dem volatilen Umfeld ein anspruchsvolles Ziel und vor allem von der Entwicklung des Ölpreises abhängig. Weil BASF sein Gashandels- und Gasspeichergeschäft im Zuge eines Tauschs an den russischen Energieriesen Gazprom abtrat, geht Bock für das laufende Jahr von einem deutlichen Umsatzrückgang (2015: 70,5 Milliarden Euro) aus.
Umsatzeinbruch im Auftaktquartal
Im ersten Quartal sank der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten um 8 Prozent auf fast 1,9 Milliarden Euro. Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn legte dank geringerer Steuern um 18 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro zu. Der Chemiekonzern habe mit seinen Gewinnkennziffern für das erste Quartal die Erwartungen übertroffen, sagte ein Händler. Mit Ausnahme der Öl- und Gassparte hätten alle Geschäftseinheiten besser als befürchtet abgeschnitten.
Der Umsatz schrumpfte in den ersten drei Monaten um 29 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro. Hier machte sich vor allem das verkaufte Gashandels- und Gasspeichergeschäft bemerkbar, das BASF im Zuge eines Tauschs an den russischen Energieriesen Gazprom abtrat. Aber auch geringere Verkaufspreise in der Öl- und Gassparte sowie in den Chemie-Geschäften drückten auf die Erlöse. Zudem bekam BASF in der Agrochemie das schwierigere Marktumfeld in Brasilien zu spüren.
Niedrige Ölpreise und Fusionsfieber
Die Ludwigshafener sind von den anhaltend niedrigen Öl- und Gaspreisen doppelt betroffen. Neben der Öl- und Gastochter Wintershall belasten niedrige Preise auch das Geschäft mit Chemikalien. Vor allem die Margen bei Petrochemikalien stehen in dem Geschäftsfeld deutlich unter Druck. Die Grundstoffe für die Herstellung etwa von Kunststoffen, Arzneimitteln, Farbstoffen und Waschmitteln können zwar billiger hergestellt werden, da Erdöl und Erdgas wichtige Rohstoffe und derzeit billig zu haben sind, aber die niedrigeren Einkaufpreise müssen Chemieunternehmen bei starkem Wettbewerb in der Regel an die Kunden weitergeben.
Nicht nur wegen des Ölpreisverfalls ist BASF unter Druck: Die Chemiebranche ist momentan sehr stark in Bewegung. Mit der bisher teuersten chinesischen Firmenübernahme im Ausland will etwa der Chemiekonzern ChemChina für gut 43 Milliarden Dollar den schweizerischen Agrarchemie-Anbieter Syngenta schlucken. Zudem planen die US-Konzerne Dow Chemical und Dupont eine Megafusion. Sie wollen sich zum weltgrössten Chemiekonzern zusammenschliessen und so BASF zumindest kurzfristig vom Spitzenplatz verdrängen. Nach der Fusion soll der Gigant aber in drei jeweils börsennotierte Unternehmen für Agrarchemikalien, Spezialchemikalien und Kunststoffe aufgespalten werden. (awp/mc/upd/ps)