Shell-CEO Ben van Beurden.
London – Die Ölpreise kennen seit Monaten nur eine Richtung – nach unten. Dies bekommt auch der britisch-niederländische Ölkonzern Shell immer mehr zu spüren. Der Gewinn brach um mehr als die Hälfte ein. Vorstandschef Ben van Beurden greift nun zum Rotstift und senkt die Investitionen. Die Aktionäre sollen ihm dabei die Stange halten. «Wir werden alles tun, um die Dividende zu schützen», sagte er am Donnerstag. Die Ausschüttung habe für Shell «Symbolcharakter». An der Londoner Börse reagierten die Anleger dennoch verschnupft und straften die Aktie mit rund minus 3,5 Prozent ab.
Van Beurden will über die nächsten drei Jahre die Investitionen um 15 Milliarden Dollar kürzen. Die Ausgaben für 40 Projekte stünden auf dem Prüfstand. Mit Investitionskürzungen schützen Unternehmen die Auszahlungen an Aktionäre. Die Quartalsdividende für den Zeitraum Oktober bis Dezember soll wie im vorangegangenen Quartal 47 US-Cent betragen. Für das laufende erste Quartal stellte Shell die gleiche Höhe in Aussicht.
Ölpreise seit Sommer um über 50% gefallen
Auch andere Öl-Konzerne haben bereits auf die Krise beim Ölpreis reagiert. So hat der heimische Konkurrent BP die Löhne eingefroren und der US-Konzern Chevron seine Investitionen in neue Bohrprojekte verschoben. Shell ist der erste der grossen Öl-Riesen, der seine Zahlen vorgelegt hat. Seit vergangenem Sommer sind die Ölpreise um über 50 Prozent gefallen. Wichtigster Grund ist der grosse Angebotsüberschuss am Weltmarkt. Van Beurden hatte bereits vor dem grossen Preisrutsch die Verkäufe von Unternehmensteilen beschleunigt und die Ausgaben gesenkt.
Gewinn bricht um über 50% ein
Der Gewinn bei Shell brach im vierten Quartal 2014 um 57 Prozent auf 773 Millionen US-Dollar (681 Mio Euro) ein. Der Umsatz sank um rund 15 Prozent auf 94,2 Milliarden Dollar. Der Durchschnittspreis für Brent-Öl sank im Zeitraum Oktober bis Dezember auf 77 Dollar per Barrel. Der für Analysten wichtige bereinigte Gewinn auf vergleichbarer Kostenbasis (CCS) legte dagegen um 12 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar zu. Allerdings hatten die Experten 4,1 Milliarden erwartet. Die Produktion sank im Berichtszeitraum um ein Prozent auf 3,213 Millionen Barrel pro Tag. (awp/mc/upd/ps)