Nintendo setzt Personalchef an die Konzernspitze

Tatsumi Kimishima

Tatsumi Kimishima, neuer Nintendo-Chef .

Tokio – Der japanische Spiele-Spezialist Nintendo bekommt rund zwei Monate nach dem Tod von Branchenstar Satoru Iwata einen neuen Chef. Der 65-jährige Tatsumi Kimishima, der bisher Personalchef war, wurde am Montag zum neuen Präsidenten berufen. Kimishima arbeitete seit den 70er Jahren zunächst über ein Vierteljahrhundert in der Banken-Branche und führte später lange das Nintendo-Geschäft in den USA.

Kimishima übernimmt die Führung des Traditionshauses in schwieriger Zeit. Die Verkäufe der Spielekonsole Wii U blieben auch im letzten Quartal deutlich hinter denen der Konkurrenten Sony (Playstation 4) und Microsoft (Xbox One) zurück. Nintendo verkaufte mit rund 10 Millionen Geräten seit November 2012 deutlich weniger als die Rivalen, die ihre neue Konsolen-Generation ein Jahr später auf den Markt branchten.

Mit der Verbreitung von Spielen für das Smartphone waren in den letzten Jahren zudem zahlreiche neue Wettbewerber hinzugekommen. Die günstigen bis kostenlosen Games machen dem Konsolen-Geschäft konkurrenz, Nintendo hielt jedoch weiter an dem Prinzip fest, Spiele nur für die eigenen Geräte zu verkaufen. Nach langem Zögern korrigierte Iwata wenige Monate vor seinem Tod schliesslich den Kurs: In den nächsten Monaten soll das erste Spiel von Nintendo für Smartphones auf den Markt kommen, bis 2017 sind fünf Games geplant. Vor wenigen Tagen kündigte das Unternehmen an, bereits im kommenden Jahr mit Hilfe der App «Pokémon Go» die Figuren des Erfolgsklassikers in die reale Welt zu bringen. Bei der Produktion arbeitet Nintendo mit der ehemaligen Google-Tochter Niantic Labs, dem Entwickler des Augmented-Reality-Spiels Ingress, zusammen.

Iwata im Juli überraschend verstorben
Iwata, der seit 2002 das Unternehmen leitete, war im Juli überraschend im Alter von 55 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Er war der erste Nintendo-Chef, der nicht zur Gründerfamilie Yamauchi gehörte und prägte die Branche unter anderem mit der Spielekonsole Wii. Mit ihr hatte Nintendo bewusst einen Kontrapunkt zu den hochgerüsteten Konsolen der Konkurrenz gesetzt – und damit erstmals neue Zielgruppen erschlossen. Die Wii U konnte an den Erfolg jedoch nicht anknüpfen.

Als Nachfolgelösung führten zunächst die Top-Manager Shigeru Miyamoto und Genyo Takeda Nintendo weiter. Miyamoto geniesst als Schöpfer von Spielen wie «Super Mario», «Zelda» oder «Donkey Kong» ebenfalls den Status einer Legende. Nintendo wird nun jedoch der weniger bekannte Kimishima an der Spitze führen.

Kimishima war mehr als 25 Jahre bei der Nintendo nahestehenden Sanwa Bank in Osaka tätig, bis er 2000 zu dem Spielehersteller wechselte und zunächst die Verantwortung für die Vermarktung der Pokémon-Charaktere übernahm. Danach leitete er knapp sieben Jahre das Geschäft von Nintendo in den USA. Seit Juni 2014 war er Personalchef. (awp/mc/ps)

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