OECD: Keine Rezession in der Eurozone
Paris – Die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) rechnet in der Eurozone nur mit einer kurzen Wachstumsdelle. Im laufenden Jahr werde der Euroraum von einer Rezession verschont bleiben, hiess es im Monatsbericht der Industrieländer-Organisation. Die OECD-Experten erwarten beim Bruttoinlandsprodukt für 2012 ein leichtes Plus von 0,2 Prozent. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft in der Eurozone dann wieder stärker in Schwung kommen und um 1,4 Prozent wachsen.
Damit zeigte sich die OECD bei der Prognose für die konjunkturelle Entwicklung optimistischer als die Experten der EU-Kommission und des Internationalen Währungsfonds (IWF). Beide Institutionen hatten zuvor ein Abrutschen der Eurozonen-Wirtschaft in die Rezession prognostiziert. Während die EU-Kommission ein Minus von 0,3 Prozent erwartet, geht der IWF für das laufende Jahre von einem Minus von 0,5 Prozent aus.
Warnung vor den harten Sparmassnahmen
Trotz der vergleichsweise optimistischen Prognose warnte die OECD vor den Folgen der harten Sparmassnahmen in zahlreichen Staaten der Eurozone. Diese könnten die konjunkturelle Entwicklung zunächst weiter bremsen, bevor sich die ersten positiven Auswirkungen des Reformmassnahmen zeigen und das Wachstum wieder an Fahrt aufnimmt.
Risikoaufschläge bei Staatsanleihen als Gefähr für die gesamte Weltwirtschaft
Zudem könnten steigende Risikoaufschläge bei den Staatsanleihen von Euro-Krisenstaaten zu einer weiteren «unhaltbaren Schuldendynamik» führen. Eine solche Entwicklung könnte dann auch für die Weltwirtschaft insgesamt ein Risiko darstellen.
Beim Weg aus der Krise führe längerfristig kein Weg an «ambitionierten strukturellen Reformen» vorbei, hiess es weiter im Monatsbericht der OECD. Nur so könne künftig das Wachstum weiter verstärkt werden. Während das Gros der derzeit angestossenen Reformen in der Eurozone nur langfristig ihre Wirkung entfalten, könnten allerdings einige Massnahmen bereits kurzfristige Erfolge erzielen.
Brandmauer von mindestens einer Billion Euro
Weiter fordert die OECD in der Euro-Schuldenkrise eine deutlich höhere Brandmauer als bislang geplant. Generalsekretär Angel Gurria bezifferte das Volumen auf «mindestens» eine Billion Euro. Dies ist doppelt so viel wie der offiziell geplante Umfang von 500 Milliarden Euro. Derzeit zeichnet sich zwar ab, dass die deutsche Regierung ihren Widerstand gegen eine zeitweise Erhöhung aufgibt. Demnach könnten die beiden Rettungsschirme EFSF und EMS eine Zeit lang parallel laufen. Hierdurch würde das Gesamtvolumen aber lediglich auf rund 700 Milliarden Euro steigen. (awp/mc/pg)