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Paris – Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ein weniger düsteres Bild für die Wirtschaft in der Eurozone gezeichnet. Die Prognosen für den Währungsraum wurden leicht angehoben. Im aktuellen Konjunkturausblick erwartet die OECD für das laufende Jahr nur noch einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,4 Prozent. Im Mai hatte die Organisation noch mit einem Minus von 0,6 Prozent gerechnet.
Allerdings senkte die OECD ihre Wachstumsprognose für die Eurozone im kommenden Jahr. Demnach soll die Eurozonen-Wirtschaft nur um 1,0 Prozent wachsen und damit 0,1 Prozentpunkte weniger als noch im Mai erwartet. Nach der schweren Krise befindet sich die Eurozone nach Einschätzung der OECD auf Erholungskurs. In ihrer Prognose für das Jahr 2015 rechnet die Organisation mit einem deutlich stärkeren Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent.
Für die Eurozone sieht die OECD aber nach wie vor Gefahren. Vor allem die Lage im Bankensektor bereitet den Experten Sorge. Ausserdem gebe es in einigen Krisenstaaten des Währungsraums politische Unsicherheiten. Allerdings könnten die Risiken für den Euroraum durch die Umsetzung der geplante Bankenunion eingedämmt werden.
Reformfortschritte in Euro-Krisenländern – Griechenland vorne
Den Krisenländern des Euroraums stellt die OECD ein insgesamt gutes Zeugnis bei der Umsetzung wirtschaftlicher Strukturreformen aus. Die Reformgeschwindigkeit sei in den letzten Jahren höher gewesen als in anderen Volkswirtschaften, heisst es in dem Konjunkturbericht. Gemessen an früheren Reformvorschlägen der OECD belegt das grösste Euro-Sorgenkind Griechenland den ersten Platz der Rangliste. Auf Athen folgen die Euroländer Irland, Portugal, Spanien und Italien. All diese Länder liegen mit ihrer Reformgeschwindigkeit über dem durchschnittlichen Tempo des gesamten Währungsraums.
Warnung vor Reformmüdigkeit
Der Euroraum wiederum weist eine höhere Reformgeschwindigkeit auf als alle OECD-Länder im Durchschnitt. Die OECD begründet die Fortschritte in den Krisenländern zum einen mit dem Druck, dem die Länder seitens der Finanzmärkte ausgesetzt sind. Zum anderen wird auf finanzielle Hilfsprogramme im Euroraum verwiesen, die an Reformvorgaben geknüpft sind. Trotz der Fortschritte auf den Arbeits- und Gütermärkten sowie im Steuer- und Rentensystem warnt die OECD vor Reformmüdigkeit. Um die Wachstumsmöglichkeiten zu steigern, müsse die Wettbewerbsfähigkeit weiter verbessert werden. Zudem dürfe sich die teils sehr hohe Arbeitslosigkeit nicht verfestigen.
Unterdessen senkte die OECD ihre Prognosen für die USA. Auch für China, die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, schraubte die Organisation die Wachstumsprognose für das laufende und das kommende Jahr etwas nach unten. Dagegen dürfte die Konjunktur in Japan, der weltweiten Nummer drei, dank der Konjunkturprogramme der Regierung und der extrem expansiven Geldpolitik der japanischen Notenbank stärker in Schwung kommen als noch im Mai erwartet.
Lob für Geldschwemme
Als einen Grund für die moderate Erholung der Weltwirtschaft nannte die OECD die starken Finanzmärkte infolge einer extrem expansiven Geldpolitik der weltweit führenden Notenbanken. Die OECD lobte dabei ausdrücklich die Geldschwemme der Zentralbanken. Sie machte in ihrem Bericht deutlich, dass die Geldpolitik vorerst weiter expansiv bleiben sollte, besonders in der Eurozone. Hier hätten zuletzt die Risiken einer Deflation zugenommen, also einer gefährlichen Spirale aus sinkenden Verbraucherpreisen und einer schwachen Konjunktur.
Für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft sind nach Einschätzung der OECD strukturelle Reformen entscheidend. Dies gelte vor allem für Japan, die Eurozone und auch für zahlreiche Schwellenländer. Nur so könnten die Wachstumsaussichten verbessert und die Verschuldung eingedämmt werden. (awp/mc/pg)