Paris – Die Weltwirtschaft wächst so schnell wie seit 2010 nicht mehr und dürfte dieses Tempo vorerst beibehalten. Mittelfristig warnt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem am Dienstag veröffentlichten Konjunkturausblick aber vor Risiken. Für Deutschland erwarten die Experten des Industrieländerclubs, dass sich das Wachstumstempo im Jahr 2019 etwas verlangsamt.
Die globale Konjunktur hat in diesem Jahr spürbar an Fahrt gewonnen und dürfte um 3,6 Prozent wachsen, 0,5 Prozentpunkte mehr als im schwachen Vorjahr. 2018 dürfte sie etwas stärker zulegen (3,7 Prozent). «Alle wichtigen Regionen wachsen gleichzeitig, und sie wachsen gut», sagte der OECD-Direktor für wirtschaftspolitische Studien, Christian Kastrop, der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings liegt die Konjunktur damit immer noch knapp unter dem Durchschnittswert der Jahrzehnte vor der Finanzkrise.
Die deutsche Wirtschaft kann dem Bericht zufolge im kommenden Jahr mit 2,3 Prozent Wachstum rechnen. Damit ist die OECD etwas optimistischer als die «Wirtschaftsweisen» Anfang des Monats. Für 2019 rechnen die Pariser Experten aber mit einem leichten Konjunkturknick auf 1,9 Prozent Wachstum.
Kastrop hält das deutsche Wachstum damit aber weiterhin für solide. «Das bedeutet nicht, dass es Deutschland schlecht geht», sagte er. Deutschland ist auch nicht die einzige Volkswirtschaft, wo der Trend 2019 leicht nach unten zeigt, auch wenn das weltweite Wachstum mit 3,6 Prozent annähernd stabil bleiben dürfte.
«Schwächen und Anfälligkeiten»
Die OECD warnt, es gebe nach wie vor «offensichtliche Schwächen und Anfälligkeiten» für die Weltwirtschaft. Die Investitionen seien weiter zu niedrig, um die Beschleunigung aufrecht zu erhalten, schrieb Chefökonomin Catherine Mann. Der Bericht sieht auch Gefahren im hohen Verschuldungsgrad von Privathaushalten und Unternehmen in manchen Ländern. OECD-Generalsekretär Ángel Gurría plädierte zudem für höhere Lohnsteigerungen, um mehr Menschen am Wachstum teilhaben zu lassen.
Für Deutschland empfiehlt die OECD unter anderem mehr Anstrengungen beim Ausbau der Breitband-Infrastruktur, eine Entlastung von Niedrigverdienern bei den Sozialabgaben sowie mehr Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Die gute Finanzlage des Landes schaffe dafür Raum, heisst es in dem Bericht. Die OECD hat 35 Mitgliedstaaten, überwiegend wohlhabende Industrieländer. (awp/mc/ps)