London – Die Corona-Pandemie trifft die Ölindustrie hart. Ein beispielloser Einbruch der Nachfrage sowie ein daraus folgender Preisrutsch setzen den Unternehmen zu. So muss die britische Shell nun Milliarden abschreiben – ähnlich wie Konkurrent BP.
Im zweiten Quartal dürften sich die Wertberichtigungen auf 15 bis 22 Milliarden US-Dollar belaufen, teilte Shell am Dienstag in London mit. Dabei schrauben die Briten ihre Produktion deutlich zurück. So geht Shell für das gerade endende zweite Quartal von einem Absatz von 3,5 bis 4,5 Millionen Fass Öl pro Tag aus. Ein Jahr zuvor waren es noch 6,6 Millionen Fass.
Prognosen gekappt
Zudem kürzte der Konzern seine kurz- und mittelfristigen Prognosen für die Ölpreisentwicklung sowie den Ausblick für die Margen im Raffineriegeschäft. Die Zahlen will Shell am 30. Juli vorlegen. Die Aktie verlor an der Londoner Börse bis zur Mittagszeit fast drei Prozent.
Dennoch sieht Analyst Biraj Borkhataria von RBC auch Lichtblicke. So fielen die prognostizierten Volumina für Öl und Gas im zweiten Quartal nicht so schwach aus wie noch im April signalisiert. Zudem habe Shell an seinem langfristigen Ölpreisausblick festgehalten.
Neben dem schwachen Ölmarkt leidet Shell auch unter einem stark sinkenden Gasgeschäft, vor allem bei Flüssiggas (LNG). Auch hier gingen Volumina und Preise drastisch zurück – dabei wirken sich Preisveränderungen bei LNG rund 3 bis 6 Monate zeitverzögert im Vergleich zu Öl aus.
Milliardenabschreiber auch bei BP
Shell steht damit nicht allein da: Auch der britische Konkurrent BP hatte wegen des Nachfrage- und Preisverfalls milliardenschwere Abschreibungen angekündigt. Beide Unternehmen haben daraufhin milliardenschwere Sparprogramme aus der Taufe gehoben. (awp/mc/ps)