Shell-CEO Ben van Beurden.
London – Die niedrigen Ölpreise haben bei Royal Dutch Shell den Gewinn kräftig gedrückt. Unter dem Strich verdiente der britisch-niederländische Konzern im ersten Quartal 484 Millionen US-Dollar und damit 89 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie er am Mittwoch mitteilte. Der für die Analysten wichtige bereinigte Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten hat sich mit 1,55 Milliarden Dollar mehr als halbiert. Er lag aber deutlich über den Marktschätzungen. Die Aktien standen gegen Mittag dennoch unter Druck.
Alle Ölkonzerne haben derzeit wegen des scharfen Ölpreisverfalls zu kämpfen. In den letzten zwei Jahren hat sich der Preis für Rohöl mehr als halbiert. Die Konzerne kappen ihre Investitionen drastisch und streichen Stellen. Auch Shell verschärft nochmals seinen Kurs. Shell-Chef Ben van Beurden will die Investitionen im laufenden Jahr nun in Richtung 30 Milliarden US-Dollar drücken, bisher hatte er 33 Milliarden veranschlagt.
Die Raffinerie-Sparte, zu der die Herstellung von Benzin, Diesel und anderen aus Rohöl und Gas gewonnenen Produkten gehört, sorgt auch bei Shell für Schadensbegrenzung.
Der Konzern hat im Februar die Mega-Übernahme des Konkurrenten BG Group abgeschlossen. BG Group ist für Shell unter anderem wegen seiner Gasfelder in Brasilien interessant. Shell hatte bereits angekündigt, im Zuge der Übernahme rund 10 000 Stellen in beiden Unternehmen abzubauen.
Anderen Wettbewerbern setzt der Ölpreisverfall noch kräftiger zu. So standen beim britischen Ölgigant BP und beim US-Konzern Chevron im ersten Vierteljahr Verluste in den Bilanzen. Richtig ins Kontor schlagen die niedrigen Preise aber vor allem den kleineren Firmen der US-Frackingbranche. Dort nehmen die Pleiten zu. Vergleichsweise wacker schlug sich hingegen der US-Ölriese ExxonMobil . Er verzeichnete zwar das schlechteste Quartalsergebnis seit über 15 Jahren, erwirtschaftete aber wie auch Shell einen Gewinn. (awp/mc/ps)