Papst redet Öl-Bossen ins Gewissen – «ruinierte Welt»
Rom – Papst Franziskus hat die Chefs der grössten Ölkonzerne der Welt bei einer Audienz zu einer «radikalen Energiewende» aufgefordert. Dies sei nötig, «um unser gemeinsames Haus zu retten», sagte der Pontifex am Freitag bei dem Treffen mit den Vorstandsvorsitzenden von Konzernen wie BP , Shell , ExxonMobil , Total und Eni im Vatikan. Die Unternehmen sprachen sich dabei für eine Abgabe auf den Ausstoss von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) aus. Die Regierungen sollten «wirtschaftlich sinnvolle» CO2-Preismodelle festlegen, die Innovationen und Geschäftsanreize ermöglichten.
Traditionelle Energiegewinnung aus Kohle, Gas und Öl wird für die Erderwärmung mitverantwortlich gemacht.
Der Papst kämpft seit Beginn seiner Amtszeit für mehr Umweltschutz und gegen den Klimawandel. «Liebe Freunde, die Zeit läuft uns davon», sagte der das Katholiken-Oberhaupt nun. Ohne konkrete Taten würden die jungen Menschen eine «sehr ruinierte Welt erben». «Unsere Kinder und Enkel dürfen nicht den Preis für die Verantwortungslosigkeit unserer Generation bezahlen.»
Klimawandel nicht mehr mit «Hohn und Ironie» begegnen
Vor allem die Armen litten unter den Folgen des Klimawandels. Man könne sich nicht den «Luxus erlauben, dass andere den ersten Schritt machen oder kurzfristigen ökonomischen Vorteilen Priorität geben. Den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel dürfe nicht mehr mit «Hohn und Ironie» begegnet werden, sagte Franziskus. Politiker wie US-Präsident Donald Trump zweifeln am Klimawandel und machen sich gar darüber lustig.
Es war das zweite Treffen des Papstes mit den Ölkonzernen im Vatikan. «Zusammen beeinflussen diese Unternehmensführer die Zukunft unseres Planeten wahrscheinlich mehr als irgendjemand anderes in der Welt», sagte John Jenkins von der katholischen University of Notre Dame, die das Treffen initiiert hat. Auch der Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber, war laut Vatikan dabei.
Vor dem Vatikan protestierten eine Handvoll Menschen mit Schildern, auf denen geschrieben stand «Liebe Öl-Chefs, hört auf den Papst» oder «Raubt uns nicht unsere Zukunft». (awp/mc/ps)