Frankreichs Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg.
Berlin / Tokio – Der französische Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg lehnt das Angebot von General Electric (GE) für Alstom ab und hätte lieber den deutschen Rivalen Siemens im Boot. «Die GE-Offerte ist kein Angebot einer Allianz, sondern einer Übernahme – ein Angebot, das zur dauerhaften Schwächung der verbleibenden Alstom-Transportsparte führen würde», sagte der Minister der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag).
«Alle grossen Auftraggeber wie etwa die SNCF bestätigen das», sagte er. «Siemens dagegen setzt auf eine Allianz im Transport unter französischer Führung und in der Energie unter deutscher Führung. Die Entscheidungszentren blieben in Frankreich.» Ein weiterer Kandidat könnte unterdessen aus Japan kommen.
Japan mischt mit
Der Industriekonzern Toshiba soll an Alstoms Stromnetz-Sparte interessiert sein. Falls GE das Energiegeschäft der Franzosen übernimmt, werde Toshiba den Amerikanern «geschätzt mehrere Hundert Milliarden Yen» für die Geschäftssparte bieten, berichtete die japanische Finanzzeitung «Nikkei» unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. So könnte Toshiba seinen Umsatz in diesem Bereich derzeit etwa 300 Milliarden Yen (2,1 Milliarden Euro) verdreifachen.
Siemens und GE liefern sich ein Übernahmepoker um Alstom. Der französische Konzern zieht bislang das Angebot der Amerikaner vor. Siemens will die Bücher von Alstom prüfen, bevor ein Angebot vorgelegt wird, hat aber schon «ernsthaftes» Interesse geäussert.
Montebourg erwartet Angebot von Siemens
Montebourg rechnet damit, dass Siemens eine Offerte vorlegen wird. Der deutsche Konzern «hat ein Angebot ja schon erstellt, das aber noch durch die Ergebnisse der Detailprüfung während dieses Monats vervollständigt werden muss. Ich habe es gelesen, nicht ganz, aber teilweise», sagte Montebourg der Zeitung. «Mehr kann ich nicht sagen, denn das Angebot ist für den Aufsichtsrat bestimmt.»
Die Furcht vor umfangreichem Arbeitsplatzabbau wegen Doppelstrukturen zwischen Siemens und Alstom hält er für übertrieben. Montebourg hofft, dass die Europäische Kommission künftig den Aufbau europäischer Champions zulasse. Der französische Staat hält nach Angaben Montebourgs 0,9 Prozent an Alstom. Zudem habe der Staat Alstom vor zehn Jahren mit Steuergeldern vor dem Bankrott gerettet, sagte der Minister. Daher habe er ein Mitspracherecht. (awp/mc/ps)