Valeant kauft Hersteller von «Viagra für Frauen»
New York – Kaum auf dem Markt und schon geschluckt: Unmittelbar nach der US-Marktzulassung der Lustpille für die Frau wird deren Hersteller vom kanadischen Pharmakonzern Valeant übernommen. Die Kanadier zahlen für Sprout Pharmaceuticals mit 34 Mitarbeitern rund 1 Mrd Dollar in bar. Der Betrag kann noch ansteigen, wenn bestimmte Erfolgsschritte, sogenannte Meilensteine, erreicht werden. Der Abschluss des Deals wird im dritten Quartal erwartet.
Die Arzneibehörde FDA in Washington hatte am Diensttag zum ersten Mal ein luststeigerndes Präparat für Frauen als Medikament zugelassen. Die Food and Drug Administration genehmigte das Mittel Flibanserin, das unter dem Namen Addyi auf den Markt kommen soll. Die rosa Pille soll die sexuelle Lust von Frauen wecken. Eine körperliche Stimulanz ist sie nicht. In den USA will Valeant das Produkt im Laufe des vierten Quartals in den Verkauf bringen.
Vom Mittel gegen Depressionen zum «Viagra für Frauen»
Flibanserin wurde vom deutschen Hersteller Boehringer Ingelheim entwickelt – als Mittel gegen Depressionen. Die luststeigernde Wirkung wurde erst später bekannt. Nach einem negativen FDA-Bericht gaben die Rheinland-Pfälzer das Projekt 2010 auf. Sprout Pharmaceuticals aus Raleigh im Bundesstaat North Carolina übernahm die Forschung, scheiterte aber 2013 ebenfalls zunächst an der US-Behörde.
Daraufhin gab es heftige Kontroversen zwischen Frauenrechtsgruppen. Die einen warfen der FDA Sexismus vor, weil sie Viagra zugelassen habe, nicht aber Flibanserin. Andere behaupteten, das Unternehmen missbrauche die Aktivistinnen, um ein noch nicht als sicher bewiesenes Präparat durchzudrücken. (awp/mc/pg)