Amsterdam – Ein robustes Diagnostikgeschäft liefert dem Medizintechnikkonzern Philips weiter Rückenwind. Umsatz und operatives Ergebnis legten im zweiten Quartal deutlich zu. Allerdings belasten Rückstellungen für einen Produktrückruf. Zudem wurde der Konkurrent von Siemens Healthineers bei seinen Renditeerwartungen etwas vorsichtiger. So könnten sich nun auch mögliche Lieferengpässe negativ auswirken. Die Aktie gab daher im Verlauf des Tages deutlich nach.
Das Papier verlor bis zum frühen Nachmittag als zweitschwächster Wert im EuroStoxx 50 fast 4,8 Prozent auf 38,82 Euro. Seit ihrem im April erreichten Jahreshoch bei fast 51 Euro hat sie inzwischen rund ein Viertel ihrer Marktkapitalisierung eingebüsst. Im Vergleich mit Siemens Healthineers haben die Philips-Anteile klar das Nachsehen. Die Papiere der Siemens-Tochter hatten erst am Freitag ein Rekordhoch erreicht. An diesem Montag notierten sie zuletzt knapp ein Prozent schwächer.
Über den Erwartungen, aber…
Bei Philips habe das Quartal die Erwartungen übertroffen, schrieb Analystin Veronika Dubajova von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Jedoch könnten die Kosten im Zusammenhang mit dem Produktrückruf womöglich noch höher ausfallen, als das Unternehmen angekündigt habe. Auch für Berenberg-Analyst Scott Bardo fielen die Zahlen etwas besser aus als gedacht. Die nun etwas vorsichtigeren Jahresziele entsprächen den durchschnittlichen Markterwartungen. Der Grundton sei nach wie vor zuversichtlich.
Diagnostik treibt Wachstum an
Die Diagnostik ist derzeit der Wachstumstreiber bei Philips. Dank der guten Geschäfte stieg der Umsatz im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Montag in Amsterdam mitteilte. Auf vergleichbarer Basis betrug das Umsatzplus 9 Prozent. Das Diagnostikgeschäft, das den Löwenteil der Konzernerlöse ausmacht, legte vergleichbar um 16 Prozent zu. Der Auftragseingang wuchs hier sogar um knapp 30 Prozent. Konzernweit kamen jedoch weniger Aufträge herein als ein Jahr zuvor.
Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) des Konzern erhöhte sich um mehr als ein Drittel auf 532 Millionen Euro. Das war etwas mehr als von Analysten erwartet. Hier profitierten die Niederländer auch von Einsparungen. Unter dem Strich verdiente Philips jedoch wegen der weiteren Rückstellungen für einen Produktrückruf weniger. So sank der Nettogewinn um mehr als ein Viertel auf 153 Millionen Euro.
Philips hatte im Juni weitere 250 Millionen Euro im Zusammenhang mit Qualitätsmängeln in einem Produktteil für Beatmungsgeräte für die Schlaf- und Atemtherapie zurückgestellt. Insgesamt belaufen sich die Rückstellungen nun auf 500 Millionen Euro.
Ausblick etwas vorsichtiger
Beim Ausblick zeigte sich der Medizintechnikkonzern etwas vorsichtiger und erwartet eine Verbesserung der bereinigten operativen Gewinnmarge um 0,6 Prozentpunkte, was dem unteren Ende der bisherigen Spanne entspricht. Bislang war Philips von einem Plus von im besten Fall bis zu 0,8 Prozentpunkten ausgegangen.
Beim Umsatz erwartet Philips weiterhin auf vergleichbarer Basis ein Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Philips sieht weiterhin Risiken im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sowie mit Engpässen bei elektronischen Bauteilen. Für die Anteilseigner kündigte Philips ein Aktienrückkaufprogramm über 1,5 Milliarden Euro an. (awp/mc/pg)