Philips-CEO Frans van Houten.
Amsterdam – Der Elektronikkonzern Philips hat mit einem deutlichen Gewinnplus überrascht: Starke Geschäfte in den Schwellenländern und die Früchte seines Sparprogramms haben den Niederländern über die Schwäche in Europa und den USA hinweggeholfen. Im zweiten Quartal blieb der Umsatz zwar praktisch nur stabil, doch konnte der Konzern den Gewinn kräftiger steigern als von Analysten erwartet. Die Aktie legte am Morgen um 3,61 Prozent zu und lag damit an der Spitze im EuroStoxx 50.
Während die Erlöse um 1,5 Prozent auf 5,65 Milliarden Euro zulegten, sprang der für die Philips-Jahresprognose wichtige Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (EBITA) von 339 Millionen auf 603 Millionen Euro nach oben, wie das Unternehmen am Montag in Amsterdam mitteilte. Unter dem Strich blieben 317 Millionen Euro, gut dreimal so viel wie vor einem Jahr.
«Beim Blick auf die zweite Jahreshälfte sind wir besorgt um die konjunkturellen Unsicherheiten auf der Welt», sagte Vorstandschef Frans van Houten. Er wolle die Jahresziele aber trotzdem erreichen. Philips hat sich seit einiger Zeit einen grossen Umbau verordnet, dem 6.700 Stellen zum Opfer fallen sollen. Schwerpunkte des Umbauprogramms sind das Geschäft mit Gesundheitstechnik und die Lichtsparte. Hier konzentriert sich Philips auf die LED-Technik und fährt die Produktion der herkömmlichen Glühbirnen herunter.
Stellenabbau im Lichtgeschäft geht voran
In der Lichttechnik lag der Umsatz wegen schwächelnder Verkäufe von Profi-Lampen und Leuchtensystemen für Neubauten nur etwas über dem Vorjahreszeitraum. Das Geschäft mit Autolampen wuchs indes ebenso wie der Absatz von Leuchtdioden (LED). Der operative Gewinn schnellte auch in der Lichttechnik vor allem wegen des Jobabbaus nach oben. In der Sparte gibt es jetzt schon 3.600 weniger Stellen als ein Jahr zuvor.
Im wichtigen Geschäft mit der Gesundheitstechnik, in dem die Niederländer auch mit der deutschen Siemens oder dem US-Konzern General Electric (GE) konkurrieren, schwächelte der Umsatz. Zwar bestellen die Kunden in den Schwellenländern Asiens und Lateinamerikas weiter rege, die Krankenhäuser in Europa halten sich aber bereits seit längerem mit neuen Aufträgen für Röntgengeräte und andere Medizintechnik zurück. Immerhin im grossen Markt Nordamerika sieht Philips Bewegung nach oben – ebenso wie beim Gewinn der Sparte.
Gefragte Küchenmaschinen
Bei der Konsumelektronik half Philips eine starke Nachfrage nach seinen Küchengeräten, Rasierern und Zahnbürsten. Sowohl in den Schwellenländern als auch in den etablierten Märkten Europas und Nordamerikas legten Erlöse und Gewinn kräftig zu. Anfang des Jahres hatte Philips das seit langer Zeit schwächelnde Segment mit Unterhaltungselektronik wie Kopfhörer, Lautsprecher oder Videoplayer abgegeben. Das Fernseher-Geschäft war bereits 2012 in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der chinesischen TPV Technology eingebracht worden.
Die Ziele für 2013 bekräftigte der Philips-Chef. In diesem Jahr soll die Gewinnspanne vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) immerhin zehn bis zwölf Prozent erreichen. Das Umbauprogramm brachte in den ersten sechs Monaten des Jahres Einsparungen von 202 Millionen Euro. Zusammengerechnet sind es bislang 673 Millionen Euro, bis 2016 sollen es 2,1 Milliarden werden.
Kosten für Sparprogramm
Der Umbau kostete den Konzern bisher eine ganze Stange Geld: 306 Millionen Euro waren es bis Ende Juni. Sie fielen vor allem für den Abbau von bislang mehr als 5.600 Stellen an. (awp/mc/pg)