Philips schreibt mehr als eine Milliarde ab – Quartal unter Erwartungen

Philips-CEO Frans van Houten.

Amsterdam – Eine milliardenschwere Wertberichtigung sowie anhaltende Lieferkettenengpässe belasten den Medizintechnikhersteller Philips im dritten Quartal. Das Unternehmen schnitt dabei deutlich schlechter ab als von Analysten erwartet. Und auch die Aussichten für die letzten drei Monate sind eher mau, auch wenn die Niederländer von einer etwas besseren Entwicklung als in der ersten – schwachen – Jahreshälfte ausgehen. Die sich bereits seit längerer Zeit schwach entwickelnde Aktie verlor am Vormittag weiter an Boden.

Der Umsatz sank vorläufigen Zahlen zufolge auf vergleichbarer Basis um fünf Prozent auf 4,3 Milliarden Euro, wie der Konkurrent von Siemens Healthineers am Mittwoch in Amsterdam mitteilte. Analysten hatten hier im Vorfeld mehr erwartet. Damit verfehlte Philips auch die eigene Erwartung von Ende Juli, im dritten Quartal wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren zu wollen. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) dürfte bei bis zu 210 Millionen Euro liegen, schätzt der niederländische Konzern laut Mitteilung vom Mittwoch. Das ist weniger als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahresquartal, als Philips laut dem entsprechenden Quartalsbericht noch rund 512 Millionen Euro erreichte und ebenfalls weniger als von Analysten erwartet.

Die Aktie verlor im frühen Geschäft in Amsterdam mehr als acht Prozent. Die Bilanz in diesem Jahr ist dabei mit einem Wertverlust von mehr als 50 Prozent ebenfalls tiefrot. Analyst David Adlington von JPMorgan bezeichnete die Nachrichten als erneut herbe Gewinnwarnung und notierte, das vorläufige bereinigte Ebita liege etwas mehr als 50 Prozent unterhalb der von der Nachrichtenagentur Bloomberg zusammengestellten Konsensprognose. Er selbst hatte sich im Vorfeld zwar konservativer gezeigt, seine Schätzung von 354 Millionen Euro riss Philips jedoch ebenfalls deutlich.

1,3-Milliarden-Euro-Abschreiber
Zudem muss Philips auf seine problematische Schlaf- und Beatmungssparte 1,3 Milliarden Euro abschreiben. Hier kämpft der Konzern weiter mit dem Rückruf und dem Austausch bestimmter Beatmungsgeräte und hat dafür bereits millionenschwere Rückstellungen vorgenommen. Im Juni vergangenen Jahres hatte die US-Tochter Philips Respironics bestimmte Schlaf- und Beatmungsgeräte zurückgerufen, weil sich ein Teil aus Polyurethanschaum zersetzen und giftig werden könnte.

Für das vierte Quartal erwartet Philips wegen der Lieferkettenprobleme und dem sich verschlechternden wirtschaftlichen Umfeld nun einen Umsatzrückgang auf vergleichbarer Basis im mittleren einstelligen Prozentbereich. Ausgeklammert sind dabei Währungseffekte sowie Portfolioveränderungen. Die bereinigte Ebita-Marge dürfte in einer Spanne im hohen einstelligen bis zweistelligen Bereich liegen.

Damit dürfte Philips Analyst Adlington zufolge seine Jahresprognose deutlich verfehlen. Seinen Berechnungen nach kämen die Niederländer damit für 2022 auf einen vergleichbaren Umsatzrückgang von geschätzt sechs Prozent sowie auf eine bereinigte Ebita-Marge von 6,7 Prozent.

Philips hatte im Sommer zuletzt ein vergleichbares Umsatzplus von einem bis drei Prozent und eine bereinigte Ebita-Marge von rund zehn Prozent in Aussicht gestellt, wobei das Management bereits pessimistischer wurde. Um das zu erreichen, hatte der Konzern für die zweite Jahreshälfte dabei ein vergleichbares Wachstum von sechs bis neun Prozent angenommen.

Um die Produktivität zu verbessern, ruft Philips nun weitere Massnahmen ins Leben, die bei der Vorlage der detaillierten Zahlen am 24. Oktober vorgestellt werden sollen. Die bereits getroffene Entscheidung, sich bei Forschung und Entwicklung auf weniger Projekte zu konzentrieren, führe zu einer Belastung von bis zu 165 Millionen Euro im dritten Quartal, hiess es weiter. (awp/mc/ps)

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