Amsterdam – Der kontinuierliche Umbau des Gesundheitstechnologiekonzerns Philips hat sich im dritten Quartal ausgezahlt. Trotz unerwartet schwacher Erlöse konnten die Niederländer zwischen Juli und September ihren Gewinn steigern, wobei sie vor allem von einem starken Geschäft in China und einer guten Entwicklung bei Medizinsoftware profitierten. Konzernchef Frans van Houten sieht sein Unternehmen «trotz anhaltender weltweiter Unsicherheiten» weiter auf einem guten Weg zu den Jahreszielen. An der Börse in Amsterdam kletterte die Aktie kurz nach dem Handelsstart um knapp ein Prozent. Die Experten von Natixis sprachen von einem «soliden Wachstum aus eigener Kraft».
Philips will im laufenden Jahr weiterhin auf vergleichbarer Basis – also ohne das inzwischen abgespaltene Leuchtengeschäft – ein Umsatzplus von 4 bis 6 Prozent erzielen. Die bereinigte operative Marge (Ebita) soll um einen Prozentpunkt steigen. Dies werde auch durch einen Anstieg bei den Aufträgen gestützt, betonte der Konzernchef am Montag laut einer Konzernmitteilung in Amsterdam.
Im abgelaufenen dritten Quartal erzielte Philips einen Umsatz von knapp 4,15 Milliarden Euro, damit lag das Erlösplus auf vergleichbarer Basis bei 4 Prozent. Branchenbeobachter hatten allerdings mit mehr gerechnet. Ergebnisseitig konnten sich die Niederländer aber deutlich verbessern. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und immateriellen Vermögenswerten (Ebita) kletterte um 12 Prozent auf 532 Millionen Euro. Dabei profitierte Philips vor allem von einem Absatzanstieg, aber auch Einsparmassnahmen. Die bereinigte operative Marge verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,4 Prozentpunkte auf 12,8 Prozent.
Gewinn klettert um mehr als 10 Prozent auf 423 Millionen Euro
Nach einem Gewinnknick im zweiten Quartal konnte der Konzern, der in einigen Bereichen mit Siemens konkurriert, auch unter dem Strich wieder mehr verdienen. Weil das Tagesgeschäft besser lief, aber auch weniger Kosten anfielen, kletterte der Überschuss um mehr als 10 Prozent auf 423 Millionen Euro. Höhere Kosten für die laufende Restrukturierung und für jüngste Übernahmen verhinderten jedoch, dass das Ergebnis noch besser ausfiel.
Philips steckt seit Jahren im Umbau. Waren die Niederländer früher noch vor allem für ihre Unterhaltungselektronik bekannt, konzentrieren sie sich inzwischen vor allem auf Medizintechnik und Konsumgüter wie elektrische Zahnbürsten oder, Rasierer. Nach der Abspaltung und dem Börsengang der Tochter Philips Lighting und dem Verkauf des LED-Bauteilegeschäfts Lumileds war der Konzern in diesem Jahr bereits wieder kräftig auf Einkaufstour.
Zu den grösseren Übernahmen gehörte zuletzt die US-Firma Spectranetics, die unter anderem Venenkatheter und medizinische Lasergeräte herstellt. Mit dem Kauf richtet sich Philips weiter auf die Medizintechnik aus, einem Bereich, wo die Niederländer auch mit der deutschen Siemens AG konkurrieren. «Wir haben vor allem einen Fokus auf das Wachstum aus eigener Kraft, doch Übernahmen spielen für unsere Strategie ebenfalls eine Rolle», sagte van Houten in einem Interview mit Bloomberg TV.
Natixis-Experte Alain William stellte nun für das dritte Quartal vor allem die guten Geschäfte in China heraus, wo der Konzern von neuen strategischen Partnerschaften und einem Wachstum im Geschäft mit privaten Krankenhäusern profitierte. Daneben lobte der Analyst die Fortschritte in der Sparte Connected Care & Health Informatics, die unter anderem Software für Krankenhäuser vertreibt. Hier konnte Philips seinen Umsatz mit 8 Prozent auf vergleichbarer Basis am stärksten steigern.
Aber auch im Geschäft mit der persönlichen Gesundheitspflege, einem Teilbereich der Medizintechniksparte, in dem Philips unter anderem auch Atemgeräte und Schlafttherapiemasken verkauft, lief es besser als ein Jahr zuvor – ebenso im Geschäft mit medizinischen Diagnosegeräten.
Erst Mitte Oktober war Philips in die Schlagzeilen geraten, weil der Konzern die Herstellung bestimmter Defibrillatoren für Laien in zwei US-Werken zeitweise einstellen muss. Hintergrund sind Verstösse gegen Herstellungsvorschriften. Van Houten sprach in dem Interview von einer enttäuschenden Entwicklung, gab sich aber zuversichtlich: «Wir werden auf unserem Weg der Verbesserung weitergehen.» (awp/mc/ps)