Pierer beantragt Sanierungsverfahren für KTM und rechnet mit Riesenverlust
Wels Ö – Die österreichische Pierer Mobility bereitet für ihre Tochter KTM ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung vor. Damit flüchtet sich die in schwerer Geldnot steckende Motorradproduzentin in den Gläubigerschutz. Zudem gibt es harte Einschnitte bei der Produktion. Unter dem Strich rechnet die Firma mit einem Riesenverlust.
«Der Finanzierungsbedarf der KTM AG beläuft sich nach derzeitigem Stand auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag», teilte das österreichische Unternehmen am Dienstag in einem Communiqué mit. «Das Management geht nunmehr nicht davon aus, dass es gelingen wird, die notwendige Zwischenfinanzierung zeitgerecht sicherzustellen.»
Die Firmenspitze habe deshalb entschieden, einen Antrag auf Einleitung eines gerichtlichen Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung einzureichen, hiess es weiter. Die Verfahren geben die Möglichkeit, weiterhin das Vermögen unter Aufsicht zu verwalten und die KTM-Gruppe eigenständig zu sanieren. Alle sonstigen Tochtergesellschaften der KTM AG, insbesondere sämtliche Vertriebsgesellschaften, seien davon nicht betroffen.
Sanierungsplan innert 3 Monaten
«Ziel des Verfahrens ist es, innerhalb von 90 Tagen mit den Gläubigern einen Sanierungsplan zu vereinbaren», schrieb Pierer. Die Kernaktionäre stünden zu KTM sowie zur Pierer Mobility und ihrer Börsenkotierung. «Das Ziel ist klar: KTM soll gestärkt aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen», erklärte Grossaktionär und KTM-Chef Stefan Pierer.
Durch eine Redimensionierung der Gruppe solle der Bestand der KTM-Gruppe nachhaltig gesichert werden. Die Einschnitte sind tief. Die Produktion solle so gedrosselt werden, dass in den Jahren 2025 und 2026 die Betriebsleistung an den österreichischen Standorten im Ausmass von insgesamt über 1 Milliarde Euro reduziert werde, schrieb Pierer Mobility.
Zudem sorgt die Restrukturierung für happige Verluste: Zu Buche schlagen Einmalaufwendungen wie notwendige Abwertungen zum Beispiel für aktivierte Entwicklungskosten, Kosten für den Mitarbeiterabbau sowie durch die Fixkostenunterdeckung aufgrund der verringerten Betriebsleistung und sonstige Kosten.
Daher erwarte die Gesellschaft für das laufende Geschäftsjahr 2024 ein negatives Jahresergebnis im sehr hohen dreistelligen Millionenbereich, teilte Pierer weiter mit. KTM-Chef Stefan Pierer zeigte sich kämpferisch: «Wir sind in den letzten drei Jahrzehnten zu Europas grösstem Motorradhersteller gewachsen. (…) Jetzt legen wir einen Boxenstopp für die Zukunft ein. Die Marke KTM ist mein Lebenswerk und dafür kämpfe ich.»
Wegen der Ankündigung wurden die Pierer-Aktien am frühen Dienstagnachmittag vom Handel an der Schweizer Börse SIX ausgesetzt. Bis dahin notierten die Papiere um 11,8 Prozent unter dem Vortagesschluss, nachdem sie am Montag noch um fast 30 Prozent nach oben geschossen waren. Der Handel sollte im Verlauf des Nachmittags wieder aufgenommen werden, teilte die SIX ihrerseits mit. Die Wiederaufnahme verzögerte sich allerdings. (awp/mc/ps)