Bleiben Teile der Lufthansa-Flotte erneut am Boden? (Foto: Lufthansa)
Frankfurt – Flugreisende müssen bei der Lufthansa wohl wieder mit Streiks der Piloten rechnen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat die Tarifgespräche mit dem Unternehmen am Mittwoch erneut für gescheitert erklärt. In einem Spitzengespräch mit dem Vorstandschef Carsten Spohr habe Lufthansa auf den Plänen beharrt, Flugzeuge ins Ausland auszuflaggen und damit Arbeitsplätze aus Deutschland zu verlagern, teilte die VC mit. Daher seien nun Streiks der Piloten wieder jederzeit möglich.
«Ausflaggen ist das genaue Gegenteil eines Bündnisses für Wachstum und Beschäftigung», sagte VC-Sprecher Markus Wahl. «Es wird offensichtlich, dass dieser Konzernvorstand keine gemeinsamen Lösungen anstrebt.» Die VC hatte dem Unternehmen zuletzt nach eigenen Angaben Einsparmöglichkeiten in einem Volumen von rund 500 Millionen Euro angeboten. Unter anderem sollte innerhalb des Konzerntarifvertrags eine Tarifgruppe für eine Billigfluglinie eingeführt werden.
Vorwürfe der Gewerkschaft
«Wenn ein solches Paket von über einer halben Milliarde Euro abgelehnt wird, zeigt sich, dass es Lufthansa nicht um marktgerechte Bedingungen, sondern um Tarifflucht und Auslagerung von Arbeitsplätzen geht», sagte Wahl. Die Piloten haben in dem Konflikt bereits zwölfmal gestreikt und dem Unternehmen einen Schaden von mehr als 300 Millionen Euro zugefügt.
Dabei hatte es Anfang August noch so ausgesehen, als könnten sich beide Seiten doch noch einigen. Vor allem bei Konzernchef Spohr wuchs die Hoffnung, den lästigen und teuren Dauer-Tarifstreit endlich beilegen zu können. Allerdings war auch Spohr klar, dass es noch Hindernisse gibt. «Ich freue mich, dass wir wieder reden», sagte der Manager Anfang vergangenen Monats. Die Freude hielt nur kurz.
Frühere Angebote
Die Gewerkschaft hatte zuvor nach zwölf Streikrunden im Juli angeboten, innerhalb des Lufthansa-Tarifvertrags niedrigere Gehaltstarife für Piloten der geplanten Billig-Plattform Eurowings zu akzeptieren. Lufthansa müsse dafür aber die geplante Ausflaggung von Jets an ausländische Gesellschaften aufgeben. Auch sollten die Lufthansa-Piloten dem VC-Angebot zufolge zwei Jahre später als bislang in den Vorruhestand gehen.
Spohr hofft weitere Streiks noch abwenden zu können
Lufthansa-Vorstandschef Spohr hofft, weitere Streiks abwenden zu können. Falls doch nicht, dann sei das der Preis, «den wir zahlen müssen», so Spohr am Mittwoch bei einem Luftfahrt-Symposium in Wien. «Auch wenn jeder Streiktag einer zu viel ist.» Die Lufthansa steckt nach den Worten von Spohr derzeit «im härtesten Arbeitskampf der Geschichte». Es gehe darum, die Lufthansa zukunftsfähig zu machen und Privilegien, «die kein Kunde mehr bezahlt», loszuwerden. Die Tochter Austrian Airlines (AUA) sei da schon weiter. (awp/mc/upd/pg)