Pilotengewerkschaft lässt Streiks bei Lufthansa offen
Lufthansa-Piloten in einem Airbus A320-200 Cockpit. (Foto: Graf F. Luckner / Lufthansa)
Frankfurt am Main – Im Tarifkonflikt bei der Lufthansa müssen die Fluggäste weiter mit Streiks der Piloten rechnen. Ein Sprecher der Vereinigung Cockpit (VC) liess am Sonntag allerdings das weitere Vorgehen der Pilotengewerkschaft offen. Erneute Streiks seien nicht ausgeschlossen. Die genauen Termine würden «jeweils vorab bekannt gegeben». Ob am Montag Streiks geplant seien, wollte er nicht sagen. Den Ausstand bei der Lufthansa-Tochter Germanwings am vergangenen Freitag hatte die Gewerkschaft rund 24 Stunden vorher angekündigt. Von Streiks könnten auch die Mutter Lufthansa und deren Frachttochter Cargo betroffen sein.
Die Gewerkschaft will in dem Tarifkonflikt grössere Einschnitte bei den Vorruhestandsregelungen für die rund 5400 Kapitäne und Co-Piloten verhindern. Im Schnitt gehen Lufthansa-Kapitäne derzeit mit knapp 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will das durchschnittliche Eintrittsalter schrittweise auf 61 Jahre erhöhen. Die Verhandlungen waren am vergangenen Donnerstag gescheitert, beide Seiten machen sich gegenseitig dafür verantwortlich.
Frage der «Streik-Effizienz»
Die Bekanntgabe der genauen Termine für Arbeitsniederlegungen sei eine Frage der «Streik-Effizienz», sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg. Dem Germanwings-Management sei es am Freitag immerhin gelungen, rund ein Drittel der geplanten Flüge abzuwickeln. Bei noch früheren Streikankündigungen könnte die Quote deutlich höher ausfallen, so der Sprecher.
Die Gewerkschaft hatte am Freitag ab 6.00 Uhr morgens den Billigflieger sechs Stunden lang bestreikt. Dadurch waren 116 von 164 Flügen ausgefallen. Von den Ausfällen waren rund 15 000 Passagiere betroffen. Der wirtschaftliche Schaden liegt nach Angaben eine Sprechers von Germanwings in zweistelligen Millionenbereich. Seit Samstag läuft der Flugbetrieb bei der Lufthansa-Tochter wieder normal.
Nach dem Ende des Streiks bei Germanwings hat es zwischen der Lufthansa und der Vereinigung Cockpit laut Gewerkschaft bislang keine neuen Kontakte gegeben. «Die Lufthansa hat sich bei uns nicht gemeldet», sagte ein Sprecher. Die Fluggesellschaft hatte am Freitag an die Pilotengewerkschaft appelliert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
«Es geht einzig und allein um die Übergangsversorgung»
Die Pilotengewerkschaft wies einen Bericht des Nachrichtenmagazins «Spiegel» zurück, sie wolle mit dem Arbeitskampf vor allem das wichtigste Vorhaben des neuen Lufthansa-Vorstandschefs Carsten Spohr torpedieren, den Aufbau neuer Billigableger für Kurz- und Langstrecken. Es gehe «einzig und allein um die Übergangsversorgung», versicherte der VC-Sprecher.
Der «Spiegel» berief sich auf ein Informationsschreiben der Gewerkschaft an die Piloten im Lufthansa-Konzern, in dem die Arbeitnehmervertreter das Konzept Spohrs als «frontalen Angriff» und «schwere Belastung der Tarifpartnerschaft» bezeichnet hätten. Das Streitthema Frühverrentung sei dagegen schon weitgehend entschärft worden. (awp/mc/ps)