Porsche befreit sich von drückender Schuldenlast

Hans Dieter Pötsch

Porsche-CFO Hans Dieter Pötsch.

Stuttgart – Porsche will sich auf der Fahrt zur Fusion mit VW zügig von seiner drückenden Schuldenlast befreien. Der Vorstand des Sportwagenbauers gab in der Nacht zum Montag grünes Licht für eine bereits lange geplante Kapitalerhöhung. Knapp fünf Milliarden Euro sollen noch vor Ostern von den Aktionären eingesammelt werden.

Damit schrumpft der Schuldenberg des Autobauers von zuletzt 6,3 Milliarden auf rund 1,5 Milliarden Euro. Eine Entschuldung der Dachgesellschaft Porsche Automobil Holding SE ist eine wesentliche Voraussetzung für das Zusammengehen mit VW. Die Wolfsburger wollen kein unnötiges finanzielles Risiko eingehen. An der Börse hatte die schon lange angekündigte Kapitalerhöhung Verluste zur Folge. Die Porsche-Vorzüge notierten mit fast drei Prozent im Minus bei rund 54,60 Euro. Nach Ansicht von Analysten bedeutet der Ausgabepreis von 38 Euro einen kräftigen Abschlag von rund einem Drittel zum Aktienkurs von Freitag. Porsche wies hingegen darauf hin, ein Abschlag sei bei einer Bezugsrechtskapitalerhöhung üblich. Das Unternehmen bewege sich dabei am unteren Ende der Skala.

Aktienzahl steigt um 75 Prozent
Geplant ist die Ausgabe von bis zu neuen 131,25 Millionen Papieren. Jedem Aktionär steht für jede gehaltene Aktie 0,75 neue zu. Damit steigt die Zahl der Aktien um 75 Prozent auf 306,25 Millionen Stück. Die Bezugsfrist soll am 30. März starten und bis zum 12. April laufen. Die Hauptversammlung hatte den Schritt bereits Ende November genehmigt; der Gang an den Kapitalmarkt muss deshalb bis Ende Mai über die Bühne sein. Ausserdem müssen die Stuttgarter schon im Juni einen Teil der Schulden zurückzahlen. Dass die Kapitalerhöhung kommt, gilt als sicher. Die Stammaktionäre haben bereits angekündigt mitzuziehen. Von den Familien Porsche und Piëch kommen 2,25 Milliarden Euro, vom Emirat Katar 250 Millionen Euro. Sollten die Eigentümer von Vorzugsaktien bei dem Angebot nicht komplett zugreifen, garantieren die Banken die Abnahme der Anteile. Nach Ansicht von Analyst Albrecht Denninghoff von Silvia Quandt Research musste Porsche den Abschlag gewähren, um die Vorzugsaktionäre zu überzeugen. «Schliesslich ist das angestrebte Volumen relativ gross.» Schon vor der Hauptversammlung im November hatte Porsche um die Zustimmung der Vorzugsaktionäre gebangt.

Schwieriges Umfeld
Auch das gegenwärtige gesamtwirtschaftliche Umfeld mit der Naturkatastrophe in Japan und der noch unklaren Auswirkungen auf die Weltkonjunktur ist laut Denninghofff nicht gerade günstig. Porsche-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch hatte selbst Mitte März eingeräumt, «wenn man es sich aussuchen könnte, würden wir uns ein anderes Umfeld als das Aktuelle aussuchen.» Das Unternehmen hatte zudem Ende Februar die Stimmung getrübt, als das Management die Wahrscheinlichkeit, die angestrebte Fusion mit VW werde wie geplant noch in diesem Jahr durchgezogen, nur noch mit 50 Prozent bezifferte. Vor allem wegen der sich hinziehenden Ermittlungen gegen Ex-Porsche-Lenker Wendelin Wiedeking und seinen früheren Finanzchef Holger Härter ist der Zeitplan in Gefahr. Den Managern, die im Sommer 2009 gehen mussten, wird im Zuge des gescheiterten VW-Übernahmeversuchs unter anderem Untreue vorgeworfen. In den USA kämpft Porsche zudem mit Schadenersatzklagen von Investmentfonds in Milliardenhöhe. Solange der Ausgang der juristischen Probleme offen ist, wird es keine Verschmelzung geben – auch hier will VW kein unkalkulierbares Risiko eingehen.

Schulden aus gescheiterter VW-Übernahme
Die Schulden sind Altlasten: Porsche hatte sich beim Versuch, den viel grösseren VW-Konzern zu übernehmen, verhoben und 11,4 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Die Wolfsburger drehten im Sommer 2009 den Spiess um – nun soll Porsche als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert werden. Ein erster grosser Teil der Schuldenlast war abgetragen worden, indem VW mit 49,9 Prozent bei der Porsche AG einstieg und dafür fast vier Milliarden Euro bezahlte. Unter dem Dach der Holding sind der restliche Anteil an der Porsche AG und die VW-Beteiligung der Stuttgarter von 50,76 Prozent gebündelt.

Hintertürchen
Sollte die vom Management der Autobauer angepeilte Verschmelzung der Porsche SE mit der VW AG nicht funktionieren, gibt es auch ein Hintertürchen: Die Wolfsburger haben die Option, im Notfall den Rest des operativen Porsche-Geschäfts komplett zu übernehmen. Dieser Plan B ist aber laut Analyst Denninghoff für die Porsche-Aktionäre die schlechtere Lösung. Schliesslich würde die Porsche SE dann nur noch als Holding fungieren, unter der die VW-Beteiligung aufgehangen sei. «Bei einer Holding ist ein Abschlag von 10 bis 20 Prozent üblich», sagte der Experte. (awp/mc/ps)

Exit mobile version