Staatssekretär Carlos Costa Pina.
Lissabon – Das hoch verschuldete Portugal muss für frisches Geld immer tiefer in die Tasche greifen. Das derzeitige Niveau der Renditen sei «auf die Dauer unerträglich», klagte Carlos Costa Pina, Staatssekretär im Finanzministerium, am Mittwoch in Lissabon nach einer neuen Ausgabe von Staatsanleihen über eine Milliarde Euro.
Wie die portugiesische Schuldenagentur (IGCP) mitteilte, konnte Portugal die Papiere mit zweieinhalbjähriger Laufzeit aufgrund der starken Nachfrage ohne Probleme platzieren. Die Emission sei mehr als 1,6-fach überzeichnet gewesen, hiess es. Unter Berufung auf die Märkte berichteten Fachmedien allerdings, dass Portugal den zumeist ausländischen Anlegern mit 5,99 Prozent eine stark erhöhe Durchschnittsrendite zahlen muss. Im Vergleich zur letzten Ausgabe von zweieinhalbjährigen Anleihen (4,09 Prozent) stiegen die Zinsen um gut 46 Prozent. «Solche Zinsniveaus sind auf die Dauer unerträglich, aber noch kann man sie ertragen», erklärte Costa Pina nach Angaben der Onlineausgabe der Zeitung «Público».
Ärmstes Land Westeuropas
Der Staatssekretär bekräftigte allerdings die Position der sozialistischen Minderheitsregierung von Ministerpräsident José Sócrates und versicherte, Portugal benötige keine externe Finanzhilfe, «sondern Hilfsmassnahmen seitens der Europäischen Union, die das Vertrauen der Märkte wiederherstellen». Nach einem Negativ-Rekord von rund 9,4 Prozent 2009 und den für 2010 angepeilten 7,3 Prozent will Portugal sein Haushaltsdefizit dieses Jahr auf 4,6 Prozent drücken. Dazu verabschiedete das ärmste Land Westeuropas für 2011 einen umstrittenen Staatshaushalt mit nie dagewesenen Spar- und Sanierungsmassnahmen. Die Ausgaben für Löhne und Gehälter im öffentlichen Dienst sollen um 5 Prozent gekürzt werden, die Mehrwertsteuer stieg von 21 auf 23 Prozent. Die Sozialleistungen werden gekürzt, die Renten eingefroren. (awp/mc/ps)