US-Militär fliegt weitere Luftangriffe im Irak
Startvorbereitungen einer F/A-18 der US-Navy auf dem Flugzeugträger «George H.W. Bush» im Arabischen Golf. (Foto: Margaret Keith / U.S. Navy – Released)
Washington – Gut zweieinhalb Jahre nach dem erklärten Ende des Irak-Kriegs haben die USA mit Luftangriffen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat im Norden des Landes begonnen. Nach einer ersten Angriffswelle am Freitag hat die US-Navy in der Nacht auf Samstag eine weitere Serie von Angriffen auf Artillerie-Stellungen und mobile Einheiten von IS-Extremisten geflogen, wie das Pentagon am Samstagmorgen mitteilte. Die Geschütze seien verwendet worden, um kurdische Kämpfer nahe der Stadt Erbil anzugreifen. Auch US-Soldaten hätten sich in der Nähe befunden. Zugleich verstärkten kurdische und irakische Einheiten verstärkten derweil ihre Angriffe auf die Dschihadisten.
F18-Kampfjets und Drohnen hätten lasergelenkte Bomben auf mobile Artillerieeinheiten abgeworfen, erklärte das Pentagon. «(Die extremistische Gruppe) IS hat diese Artillerie benutzt, um kurdische Kräfte zu bombardieren, die Erbil verteidigen und wo sich US-Personal befindet.» Laut Militärangaben wurden die Angriffe mit Kampfjets vom Flugzeugträger «George H.W. Bush» geflogen, der bereits im Juni in den Persischen Golf verlegt worden war.
«Grünes Licht» für weitere Angriffe
Die Entscheidung zum Angriff sei nach der Ermächtigung des Oberbefehlshabers der US-Streitkräfte, Präsident Barack Obama, gefallen. Dieser hatte die Luftschläge am späten Donnerstagabend zum Schutz amerikanischer Militärs und bedrohter Minderheiten im Nordirak genehmigt. Bei seiner Ansprache im Weissen Haus hatte er zugleich einen Hilfseinsatz für die tausenden Flüchtlinge im Nordirak angekündigt.
«Wie der Präsident klargemacht hat, wird das Militär der Vereinigten Staaten weiterhin direkte Massnahmen gegen IS ergreifen, wenn sie unser Personal und unsere Einrichtungen bedrohen», teilte das Pentagon mit. Das Militär habe «grünes Licht», um bei einer Bedrohung der Flüchtlinge weitere Angriffe zu starten, berichtete CNN.
Lebensmittel und Wasser abgeworfen
Sowohl am Freitag als auch in der Nacht zum Samstag haben US-Frachtflugzeuge und Kampfjets Fertigmahlzeiten und Wasser über dem Sindschar-Gebirge im Nordirak abgeworfen. Damit sollte den tausenden Jesiden und Christen, die sich aus Angst vor Verfolgung und Gewalt vor den sunnitischen Extremisten verstecken, geholfen werden. Auch Grossbritannien schickte Flugzeuge, um Lebensmittel abzuwerfen.
Viele Jesiden mittlerweile in Sicherheit?
Nach Angaben der kurdischen Nachrichtenseite «Rudaw» waren nach ihrer Flucht vor den Dschihadisten rund 50’000 Jesiden tagelang in dem Gebirge eingeschlossen. Mindestens 70 Menschen seien bereits an Unterversorgung gestorben. Viele würden sich inzwischen von Blättern ernähren, berichten demnach Augenzeugen. Einem Bericht des kurdischen Nachrichtenportals «Basnews» zufolge konnten kurdische Soldaten inzwischen eine grosse Zahl der Flüchtlinge in Sicherheit bringen.
Irakische Luftwaffe verstärkt Angriffe
Auch die irakische Luftwaffe hatte zuvor laut örtlichen Medienberichten ihre Angriffe auf IS-Stellungen verstärkt. Bereits in der Nacht zum Freitag seien bei Luftschlägen 130 Dschihadisten in der Region von Mossul getötet worden, berichtete das kurdische Nachrichtenportal «Basnews». Die unabhängige irakischen Nachrichtenseite «Sumaria News» meldete, dass mehr als 100 IS-Kämpfer bei einem Angriff auf die Stadt Sindschar getötet und verletzt worden seien.
Papst schickt Gesandten in die Region
Papst Franziskus schickt derweil einen hochrangigen persönlichen Gesandten zu den Christen aus der Region. Wie der Vatikan mitteilte, soll der Kardinal und Irakkenner Fernando Filoni den verfolgten Menschen dort die Solidarität der Kirche und des Kirchenoberhaupts vermitteln. Franziskus hatte die Staatengemeinschaft am Donnerstag in einem flammenden Appell zu einem verstärkten Einsatz für die von Gewalt und Vertreibung betroffenen Menschen im Nordirak aufgerufen. Nach der jüngsten Eroberung christlicher Gebiete um die historischen assyrischen Orte Karakosch und Tal Kaif durch IS-Kämpfer flohen nach Angaben des Patriarchen der chaldäisch-katholischen Kirche, Louis Raphael I. Sako, Hunderttausend Menschen aus ihrer Heimat.(awp/mc/pg/upd/ps)