Erez Vigodman, CEO Teva Pharmaceutical.
New York – Die globale Pharmaindustrie steht möglicherweise vor dem nächsten Paukenschlag. Kreisen zufolge erwägt der israelische Generikahersteller Teva Pharmaceutical seinen US-Konkurrenten Mylan zu schlucken. Teva habe noch keine formellen Schritte unternommen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der Aktienmarkt reagierte dennoch prompt: Teva-Aktien legten zuletzt im New Yorker Handel um fast vier Prozent zu, Mylan sprangen um knapp sechs Prozent nach oben.
Die Amerikaner sind gerade dabei, den irischen Pharmakonzern Perrigo für 29 Milliarden US-Dollar zu schlucken. Dessen Aktien rauschten um fast drei Prozent nach unten. Für Mylan müssten die Israelis aber tiefer in die Taschen greifen: Die Marktkapitalisierung liegt derzeit bei etwa 33 Milliarden Dollar. Teva selbst bringt 57 Milliarden Dollar auf die Waage.
Die Israelis untersuchten eine mögliche Übernahme derzeit intern, hiess es in den Kreisen weiter. Es seien bereits Berater für den Deal und dessen Finanzierung angesprochen worden. Allerdings könnten die Überlegungen auch in eine Entscheidung gegen ein Gebot münden. Analysten trommeln schon länger für eine Kombination aus Teva und Mylan. Die Israelis wollten sich zu der Angelegenheit nicht äussern.
Mylan hält an Alleinstellungs-Strategie fest
Die Amerikaner betonten in einer Pressemitteilung, an ihrer Alleinstellungs-Strategie inklusive der Übernahme von Perrigo festzuhalten. Eine mögliche Kombination von Teva und Mylan sei in der Vergangenheit für einige Zeit untersucht und verworfen worden. Für einen solchen Zusammenschluss fehle die industrielle Logik, auch passten die Unternehmenskulturen nicht zusammen. Zudem sei eine Genehmigung der Kartellbehörden wegen der Überlappung des Produktportfolios unwahrscheinlich.
In der Pharmabranche gab es zuletzt mehrere gigantische Übernahmen und Fusionen. So will sich der US-Pharmakonzern Abbvie den Krebsmedikamente-Hersteller Pharmacyclics einverleiben. Das Geschäft wird auf einen Wert von rund 21 Milliarden Dollar taxiert. Der deutsche Pharmakonzern Merck KGaA arbeitet an der 17 Milliarden Dollar schweren Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich. Dagegen war die 117 Milliarden Dollar schwere Übernahme der britischen AstraZeneca durch den US-Konzern Pfizer im vergangenen Jahr geplatzt. (awp/mc/ps)