Herzogenaurach – Der Sportartikelhersteller Puma hat im zweiten Quartal Umsatz und Gewinn deutlicher gesteigert als erwartet. Puma erhöhte daher seine Umsatzprognose für das laufende Jahr. Jedoch sieht Konzernchef Björn Gulden eine Reihe von Risiken: die Inflation, geopolitische Spannungen, eine sinkende Konsumlaune. Die Ergebnisprognose blieb daher unangetastet. Dennoch zeigt sich Puma damit robuster als Konkurrent Adidas: Der Lokalrivale wächst deutlich schwächer, musste erhebliche Einbussen beim Gewinn hinnehmen und senkte daher am Vorabend seine Jahresprognose.
Am Aktienmarkt konnte Puma am Mittwoch von der Entwicklung nicht profitieren: Nach plus 1,8 Prozent in den ersten Handelsminuten drehte der Kurs zuletzt auf minus ein Prozent ab. Dabei äusserte sich der Experte James Grzinic vom Investmenthaus Jefferies positiv: «Sie gehen ihren eigenen Weg.» Die Markendynamik sei stärker als Nachfrageeinbussen aus China. Volker Bosse von der Baader Bank lobte das zweite Quartal, notierte jedoch, dass auch Puma wie der gesamte Konsumgütersektor unter Rezessionssorgen leide und die Lieferketten immer noch gestört seien.
Härter erwischte es die ebenfalls im Dax notierte Adidas-Aktie. Die Papiere sanken um bis zu 4,7 Prozent auf 161,66 Euro. In den vergangenen beiden Wochen hatten sie sich gerade mühsam von ihrem Tief seit 2017 bei 153,52 Euro abgesetzt. Nun müssen viele Experten ihre Schätzungen weiter reduzieren. Analysten des Investmenthauses Bryan Garnier und der französischen Bank Societe Generale strichen ihre Kaufempfehlungen. Dem französischen Experten Antoine Riou reicht das mit sinkenden Erwartungen reduzierte Anlagerisiko noch nicht aus. Die Wachstumsperspektiven blieben weiter höchst unsicher, bemängelte er.
Insgesamt ist 2022 für beide Herzogenauracher Firmen am Aktienmarkt kein gutes Jahr. Mit minus 38 Prozent bei Puma und 36 Prozent bei Adidas entwickeln sich die Papiere ähnlich schwach.
Weltweit zunehmende Unsicherheiten
Es gebe weltweit zunehmende Unsicherheiten, erklärte Puma-Chef Gulden bei der Vorlage der Quartalszahlen. «Covid-19 ist nach wie vor präsent, die Krise in der Ukraine ist ernster denn je und in fast allen unseren Märkten ist ein hoher Inflationsdruck zu beobachten», kommentierte er die Entwicklung. Die Rohertragsmarge stehe wegen der höheren Kosten, insbesondere für Fracht, unter Druck. Dazu kommt, dass das bei Puma starke Grosshandelsgeschäft weniger Rendite abwirft als der eigene Einzelhandel. Und das seit längerem schwache China-Geschäft, das in besseren Zeiten das profitabelste war, belastet. Puma will nun mit Preiserhöhungen reagieren. Bislang sei das Unternehmen hier noch selektiv vorgegangen, sagte Gulden.
Die Nachfrage blieb zuletzt indes hoch. Wachstumstreiber waren im zweiten Quartal die Region Amerika sowie Europa, wie das Unternehmen mitteilte. Puma erhöhte daher seine Umsatzprognose und erwartet für 2022 ein währungsbereinigtes Wachstum im mittleren Zehnprozentbereich. Bislang hatte das Management ein Plus von mindestens zehn Prozent mit «Aufwärtspotenzial» in Aussicht gestellt. Dabei kalkuliert Puma mit einer sich abschwächenden Dynamik für das zweite Halbjahr. Denn in den ersten sechs Monaten summiert sich das Plus bereits auf 19 Prozent.
Die Erwartungen für das operative Ergebnis (Ebit) bleiben wegen des schwierigen Umfeldes mit 600 bis 700 Millionen Euro im Vergleich zu 557 Millionen Euro im Jahr zuvor unverändert. Davon hat Puma bereits im ersten Halbjahr gut 342 Millionen Euro erwirtschaftet.
Quartalsumsatz um 26% gesteigert
Im zweiten Quartal stieg der Umsatz dank eines starken Grosshandelsgeschäfts um 26 Prozent und erreichte erstmals in einem Quartal die Marke von zwei Milliarden Euro. Währungsbereinigt lag das Plus bei 18,4 Prozent. Neben der robusten Nachfrage in Amerika und Europa sanken die Erlöse in der Region Asien-Pazifik leicht – hier wirkten sich die Corona-Beschränkungen im wichtigen chinesischen Markt negativ aus. Trotz höherer Kosten stieg das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um mehr als ein Drittel auf gut 146 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Puma mit 84 Millionen Euro gut 73 Prozent mehr.
Die Herzogenauracher schnitten damit bedeutend besser ab als Adidas. Der Konkurrent musste wegen einer schwächer als erwarteten Erholung in China sowie einer befürchteten Eintrübung der Konsumlaune die Gewinnprognose senken. Für 2022 erwartet das Management um Konzernchef Kasper Rorsted nun ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum im noch mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich – deutlich weniger als zuvor. Zuletzt hatte Adidas ein Plus am unteren Ende der Spanne von 11 bis 13 Prozent ausgegeben. Analysten hatten zuvor in einem von Adidas zur Verfügung gestellten Konsens mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 8,8 Prozent gerechnet.
Die operative Marge sieht der Konzern bei sieben Prozent nach bisher avisierten rund 9,4 Prozent, und auch der Gewinn aus fortgeführten Geschäften soll mit rund 1,3 Milliarden Euro unter den zuvor erwarteten 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro ausfallen. Auch hier hatte Adidas zuletzt das untere Ende als Ziel ausgeben. Der Konzern war wegen der Corona-Beschränkungen in China bereits im Mai vorsichtiger geworden.
Neue Prognosen unter Analystenerwartungen
Die neuen Ergebnisprognosen liegen unter den Erwartungen der Analysten, die bereits mit schwächeren Ergebnissen als zunächst vom Unternehmen ausgegeben gerechnet hatten. Vor den Zahlen, die für den 4. August angekündigt waren, war von Marktexperten bereits über eine Prognosesenkung spekuliert worden. So hatte etwa Christian Salis von Hauck Aufhäuser Investment Banking Anfang Juli einen solchen Schritt befürchtet und seine Kauf- in eine Verkaufsempfehlung gedreht.
Neben dem China-Geschäft macht Adidas das schwierige wirtschaftliche Umfeld Sorgen. In den anderen Märkten habe Adidas bislang zwar noch keine nennenswerte Verlangsamung der Nachfrage oder signifikante Stornierungen von Grosshandelsaufträgen verzeichnet, hiess es vom Unternehmen. Jedoch berücksichtige die Prognose auch eine mögliche Abschwächung der Konsumausgaben. Dennoch erwartet der Sportartikelhersteller während der zweiten Jahreshälfte insgesamt nach wie vor ein Umsatzplus im zweistelligen Bereich. Unter anderem sollen Grossereignisse wie die Fussballweltmeisterschaft in Katar das Wachstum antreiben.
Im zweiten Quartal stiegen die Erlöse währungsbereinigt vorläufigen Berechnungen zufolge um vier Prozent. Zweistellige Zuwächse erzielte das Unternehmen den Angaben zufolge in Nord- und Lateinamerika. In der europäische Region Emea konnte Adidas ein Wachstum im hohen einstelligen Bereich verbuchen. In Euro stieg der Konzernumsatz um zehn Prozent auf knapp 5,6 Milliarden Euro. Die operative Marge sank hingegen von 10,7 auf 7,0 Prozent. Die Zahlen lagen leicht über dem von Adidas zur Verfügung gestellten Analystenkonsens. (awp/mc/ps)