Herzogenaurach – Der Sportartikelhersteller Puma setzt nach Jahren des Umbaus wieder zum Sprung an. Nach Gewinnverdopplung und 4 Milliarden Euro Umsatz im vergangenen Jahr hält Puma-Chef Björn Gulden das Unternehmen inzwischen wieder für stark genug, um bei den wichtigen US-Sportarten mitzumischen. «Wir arbeiten daran, auch in den USA sichtbarer zu werden», sagte Gulden am Montag bei Vorlage der Jahreszahlen in Herzogenaurach. Der Tag, an dem Puma auch Artikel rund um die traditionellen US-Sportarten American Football, Basketball oder Baseball anbieten werde, rücke immer näher.
Bislang ist dieses lukrative Spielfeld Konkurrenten wie Nike , Adidas oder Under Armour vorbehalten. Vor allem Adidas hat in den vergangenen Jahren die US-Konkurrenz das Fürchten gelehrt. Mit Puma könnte ein zweites deutsches Sportunternehmen die Konkurrenz befeuern.
Genaueres zu seinen Plänen will Gulden nicht verraten. In den vergangenen Jahren sei es vornehmlich darum gegangen, das Unternehmen auf eine gesunde Basis zu stellen. Jetzt sei der Schwung da.
2017 verlief für den Sportartikelhersteller mit dem Raubkatzen-Logo sehr erfolgreich. Den Gewinn unter dem Strich konnte Puma auf 136 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Ähnlich rasant stieg das operative Ergebnis (Ebit), welches von 128 auf 245 Millionen Euro zulegte. Der Umsatz verbesserte sich um 14 Prozent und stieg erstmals in der Firmengeschichte auf über 4 Milliarden Euro.
Bei jungen Kunden punkten
Laut Gulden zahlt es sich aus, dass Puma wieder als Sportmarke wahrgenommen wird. In der Vergangenheit hatte sich das Unternehmen zu sehr mit Mode und Lifestyle verzettelt. Zudem konnte Puma mit einigen prestigeträchtige Werbedeals und Kooperationen mit US-Stars wie Rihanna oder Selena Gomez wieder bei jungen Kunden punkten.
Für das laufende Jahr zeigte sich Gulden zuversichtlich, auch wenn der Konzern bereits einen ersten Dämpfer verkraften musste. Pumas zugkräftigste Fussball-Nationalelf Italien wird nicht im Sommer bei der Weltmeisterschaft in Russland mitspielen, folglich fehlen die Umsätze aus dem Verkauf der Italien-Trikots. Puma hat aktuell noch Uruguay, die Schweiz und Senegal im Rennen. «Es wird dennoch für uns ein gutes Fussball-Jahr», glaubt Gulden. Konzernweit soll der währungsbereinigte Umsatz um 10 Prozent steigen und das operative Ergebnis auf 305 bis 325 Millionen Euro klettern.
2018 wird für Puma insofern ein besonderes Jahr, als der Konzern nach gut zehn Jahren in französischer Hand wieder unabhängig sein wird. Hauptaktionär Kering hatte im Januar seinen Rückzug aus dem Sportbereich angekündigt, um sich stärker dem Luxusgeschäft um Marken wie Gucci oder Brioni widmen zu können. Zuletzt hielten die Franzosen 86 Prozent. Diesen Anteil will Kering nun auf 16 Prozent reduzieren und den Rest an die eigenen Anteilseigner abgeben. Artemis, die Familienholding von Kering-Chef Francois-Henri Pinault, dürfte dann auf 29 Prozent der Anteile kommen. Die Hauptversammlung von Kering muss darüber noch abstimmen.
Versüsst wird Kering der Abschied mit einer üppigen Gewinnausschüttung. Einmalig 12,50 Euro je Aktie soll es geben – in Summe ist das mehr als der Nettogewinn. Im Vorjahr wurden noch regulär 0,75 Euro je Aktie gezahlt. Gulden bezeichnete die Zahlung als fair. In den Jahren, in denen Puma nicht viel Geld erwirtschaftet habe, sei Kering sehr geduldig gewesen. Daher sei es nur angemessen, dass die Aktionäre üppiger bedacht werden, wenn die Dinge wieder besser liefen.
Vor der neuen Unabhängigkeit ist dem Konzernchef nicht bange. Der Druck, das abzuliefern, was man angekündigt habe, sei immer da, sagte er. Am 20. März will Puma erstmals seit vielen Jahren wieder auf einem Investorentag Werbung für sich machen, denn das Interesse auf Investorenseite dürfte nun zunehmen. Durch den Teil-Ausstieg von Kering wird sich der Streubesitz auf 55 Prozent erhöhen. Damit steigen zugleich die Chancen von Puma, aus dem SDax wieder in den MDax zurückzukehren. (awp/mc/ps)