Scheidender Puma-CEO Jochen Zeitz.
Herzogenaurach – Der Sportartikelhersteller Puma will durch die Umwandlung seiner Rechtsform von einer AG in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) künftig noch schlagkräftiger werden. Die Umwandlung fördere die weitere Entwicklung einer offenen und internationalen Unternehmenskultur, warb der scheidende Vorstandschef Jochen Zeitz auf der Hauptversammlung des MDax-Unternehmens am Donnerstag in Herzogenaurach um die Zustimmung der Aktionäre.
Die Bedenken von Aktionärsschützern, dass die neue Rechtsform, die eine Abkehr von der in Deutschland typischen Gewaltenteilung in Vorstand und Aufsichtsrat vorsieht, weniger Kontrolle bedeute, liess Zeitz nicht gelten. Aus seiner Sicht habe die Umwandlung nur Vorteile für Puma und funktioniere bei anderen Unternehmen, die ebenso wie Puma international ausgerichtet sind, hervorragend.
Umwandlung bereits 2010 angekündigt
Puma hatte die Umwandlung in eine SE im vergangenen Jahr angekündigt, nachdem der französische Mehrheitsaktionär PPR seinen Anteil an Puma auf über 70 Prozent ausgebaut hatte. Der stärkere Zugriff der Franzosen auf den Sportartikelhersteller soll nun auch über die Rechtsform sichtbar werden. Zeitz wird sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen, sobald die Umwandlung rechtskräftig wird, was in etwa einem Monat der Fall sein dürfte. Das operative Sagen wird dann Zeitz-Nachfolger Franz Koch haben. Den 32-Jährigen hatte Zeitz vor einem Monat als «Thronfolger» präsentiert. Koch habe mit ihm zusammen den 5-Jahres-Plan entwickelt, sagte Zeitz, der dadurch die Kontinuität im Unternehmen gewahrt sieht. Der ehrgeizige Wachstumsplan sieht vor, dass Puma bis 2015 vier Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet.
Lob für Zeitz
Zeitz selbst wird sich in den Verwaltungsrat von Puma zurückziehen und von dort auch weiterhin an der Strategie mitwirken. Seine Hautaufgabe wird künftig aber bei PPR liegen. Für den Luxusgüterkonzern soll er eine Sport- und Lifestylegruppe um Puma herum aufbauen. Zeitz hat Puma 18 Jahre lang geführt und von einem Restrukturierungsfall zum drittgrössten Sportartikelhersteller der Welt aufgebaut mit inzwischen 2,7 Milliarden Euro Umsatz. Für die von ihm geleistete Arbeit gab es Lob von Aktionären. Zeitz habe Bemerkenswertes geleistet für Puma, sagte Roland Klose von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW). Umso enttäuschender sei es, dass Puma die Dividende trotz einer Gewinnverdopplung im Jahr 2010 mit 1,80 Euro je Aktie nur stabil halten wolle.
Ausschüttungsquote «beschämend»
Gerhard Jäger von der Schutzgemeinschaft der Kleinanleger (SdK) nannte die Ausschüttungsquote von knapp über 13 Prozent «beschämend». Zeitz begründete die stabile Dividende mit einem Betrugsfall bei einem Gemeinschaftsunternehmen in Griechenland. Puma hatte deshalb für 2010 eine Sonderbelastung verbucht und die Bilanz für 2009 nachträglich korrigieren müssen. Künftig könnte es aber wieder eine höhere Dividende geben, sagte Zeitz. Langfristig wolle Puma 20 bis 25 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausschütten.
Ziele für 2011 bestätigt
Die Ziele für das laufende Jahr bestätigte Puma. Der Umsatz soll in diesem und im kommenden Jahr im mittleren bis oberen einstelligen Bereich steigen. Der Konzerngewinn wird sich den Planungen zufolge im mittleren einstelligen Bereich verbessern. Zu schaffen machen werden Puma die derzeit hohen Rohstoffpreise wie beispielsweise für Baumwolle, Kautschuk oder Öl, was die Beschaffung teurer macht. Puma werde deshalb ab 2012 die Preise anheben müssen, sagte Zeitz. (awp/mc/ss)