London – Die Ratingagentur Moody’s hat Grossbritannien vor den Risiken eines EU-Austritts gewarnt. Moody’s schreibt in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht, dass ein «Brexit» zu anhaltender Unsicherheit führen würde. Er wäre negativ für die Kreditwürdigkeit von Autobauern, des verarbeitenden Gewerbes, der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie sowie des Dienstleistungssektors.
Viele Unternehmen dürften in diesem Fall ihre Investitionen reduzieren, bis die Auswirkungen auf Handel, Regulierung und Arbeitskosten klar seien. Das Referendum der konservativen britischen Regierung über den Verbleib des Landes in der EU ist für den 23. Juni angesetzt.
Lange Übergangsfrist
Allerdings könnte es zwei Jahre oder mehr dauern, bis Grossbritannien formell vom EU-Vertrag zurücktreten werde und die Gemeinschaft verlässt. Moody’s rechnet damit, dass es während dieser Zeit zu Verhandlungen über alternative Vereinbarungen kommen würde. Dieser Übergangszeitraum könnte es den Unternehmen erlauben, sich an ein verändertes Umfeld nach einem EU-Austritt anzupassen.
Auch grosse Teile der britischen Industrie warnen vor einem möglichen «Brexit». Eine Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC im Auftrag des Industrieverbands CBI ergab, dass sich die Kosten für die Wirtschaft im Vereinigten Königreich in diesem Fall bis zum Jahr 2020 auf 100 Milliarden Pfund (128 Mrd Euro) belaufen könnten. Dies entspräche rund fünf Prozent der jährlichen britischen Wirtschaftskraft. Zudem seien dann 950 000 Arbeitsplätze gefährdet. (awp/mc/ps)