Deutsche Betriebe signalisieren weiterhin hohe Einstellungsbereitschaft.
Nürnberg – Deutsche Unternehmen suchen derzeit so viele Arbeitskräfte wie schon lange nicht mehr. Die Zahl der offenen Stellen sei im April auf ein Rekordniveau gestiegen, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch bei der Bekanntgabe ihres monatlichen Beschäftigungsindexes BA-X mit.
«Der wirtschaftliche Aufschwung schlägt sich damit erneut in einem Plus der Kräftenachfrage nieder, die bereits auf hohem Niveau lag», betonte die Nürnberger Bundesbehörde. Allerdings habe sich das Wachstumstempo im Vergleich zum Jahresanfang 2011 etwas verlangsamt. Die Betriebe seien weiterhin entschlossen, zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen; inzwischen hätten manche Unternehmen bereits Probleme, genügend qualifizierte Fachkräfte zu finden, berichtete die Bundesagentur. Grossen Bedarf meldeten besonders Zeitarbeitsunternehmen an; etwa jede dritte freie Stelle komme aus dieser Branche. Aufgrund dieser Entwicklung kletterte der monatlich von der Bundesagentur ermittelte Stellenindex im April um zwei Punkte auf einen Wert von 167. Dies sind 37 Zähler mehr als vor einem Jahr.
Fortsetzung des Arbeitsaufschwungs erwartet
Volkswirte deutscher Grossbanken rechnen derweil mit einer Fortsetzung des Arbeitsaufschwungs in den kommenden Monaten; allerdings könnte sich das Aufschwungstempo im Laufe des Jahres etwas verlangsamen. «Die Dynamik am Arbeitsmarkt wird etwas nachlassen, insgesamt wird die positive Entwicklung aber weitergehen», erwartet etwa Deutsche Bank-Volkswirt Stephan Schneider. Zugleich weisen die Volkswirte auf zahlreiche Risiken hin, die mit gewisser zeitlicher Verzögerung auf den Arbeitsmarkt durchschlagen könnten. Neben den steigenden Öl- und Rohstoffpreisen schwebten steigende Inflation und die Eurokrise wie Damoklesschwerter über Konjunktur und Arbeitsmarkt, meinte etwa der HypoVereinsbank-Volkswirt Alexander Koch. So müsse verhindert werden, dass sich die Finanzkrise in den EU-Ländern Griechenland, Irland und Portugal zu einem «zweiten Lehman» entwickelt.
Lieferengpässe in Japan keine Gefahr für deutsche Arbeitsplätze
Die Gefahr, dass Lieferengpässe aus Japan als Folge der verheerenden Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe schon bald in Deutschland Arbeitsplätze kosten könnten, hält Stephan Schneider von der Deutschen Bank für unwahrscheinlich. «Wenn man überlegt, dass die Firmen während der schweren Finanzkrise ihre Leute im Unternehmen gehalten haben, werden sie bei einem so temporären Problem wie Lieferengpässe aus Japan sicher keine Leute entlassen», meinte er.
Uneinigkeit bei April-Prognose
Für den April haben die Arbeitsmarktexperten einen Rückgang der Arbeitslosenzahl um rund 100.000 auf 3,11 Millionen errechnet. Dies wären knapp 300.000 weniger als vor einem Jahr. Einige Volkswirte erwarten einen etwas stärkeren, andere einen etwas geringeren Rückgang der April-Arbeitslosigkeit. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre ist die April-Arbeitslosigkeit um rund 85.000 zurückgegangen. Rolf Schneider von der Allianz rechnet damit, dass die psychologisch wichtige Drei-Millionen-Marke bereits im Mai wieder unterschritten wird. Die offiziellen Arbeitslosenzahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) an diesem Donnerstag veröffentlichen. (awp/mc/gh/upd/ss)