Dortmund / Singapur – Zwei Airbus-Riesenfliegern vom Typ A380 droht nach nur zehn Jahren in der Luft ein Schicksal als Ersatzteillager. Der deutsche Fondsanbieter Dr. Peters Group, der die beiden Maschinen bisher an die Fluggesellschaft Singapore Airlines verleast hatte, betrachtet den Verkauf in Einzelteilen als rentabelste Lösung für seine Anleger. Singapore Airlines wollte die Leasingverträge für die Flugzeuge nicht verlängern. Andere Airlines waren offenbar nicht bereit, genug Geld für die Flieger zu bezahlen.
«Nach umfangreichen und intensiven Verhandlungen mit verschiedenen Airlines wie British Airways, Hi Fly und Iran Air hat sich die Dr. Peters Group für einen Komponentenverkauf entschieden», teilte der Fondsanbieter am Dienstag in Dortmund mit. Den Verkauf der Teile soll das Unternehmen VAS Aero Services übernehmen. Die Anleger von Dr. Peters› DS-Fonds 129 und 130 hatten die Maschinen mit ihren Geldern finanziert. Sie sollen dem neuen Konzept am 28. Juni zustimmen.
Dr. Peters stellte den Anlegern für die kommenden zwei Jahre weitere hohe Auszahlungen in Aussicht – so dass sie insgesamt ein «sehr ansehnliches Ergebnis» erwarten könnten. Wenn alles verkauft ist, sollen sie rund 150 Prozent ihrer Einzahlungen zurückerhalten.
Den Optimismus begründet Dr. Peters damit, dass Airlines, die die A380 in der Flotte haben, in den kommenden Jahren viele Ersatzteile bräuchten. Allein mit dem Verkauf von Komponenten soll jeder der Fonds rund 45 Millionen US-Dollar einnehmen. Zudem will Dr. Peters die Rolls-Royce-Triebwerke vorerst weiter verleasen und Ende 2020 verkaufen – an Fluglinien, die sie als Ersatz gebrauchen können.
Schwindende Nachfrage
Tatsächlich ist der weltgrösste Passagierjet aber kaum noch gefragt. Auf den derzeitigen Listenpreis von knapp 446 Millionen US-Dollar (381 Mio Euro) gewährt Airbus den Käufern laut Insidern notgedrungen hohe Rabatte. Trotzdem fährt der Hersteller die Auslieferungen von zwischenzeitlich bis zu 30 Maschinen pro Jahr auf nur noch 6 Exemplare ab 2019 herunter. Dabei legt der Konzern sogar Geld drauf – in der Hoffnung, dass sich irgendwann nach 2020 wieder mehr Airlines für den Riesenflieger entscheiden.
Eine solche Trendwende ist jedoch bisher nicht in Sicht. Anfang des Jahres rettete die grösste A380-Kundin Emirates den Flugzeugtyp mit einer weiteren Grossbestellung vor dem drohenden Produktionsende. Damit entfällt rund die Hälfte aller jemals bestellten A380 auf die arabische Fluggesellschaft.
Mit der British-Airways-Mutter International Airlines Group konnte sich Airbus hingegen nicht auf eine schon länger diskutierte Bestellung über weitere A380 einigen. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hat IAG die Gespräche nach längerer Pause vor kurzem beendet. IAG hatte erwogen, bis zu 10 weitere A380 zu ordern. Ende April hatte Airbus noch Bestellungen über 105 Maschinen des Typs in den Büchern.
Airbus hatte mit der A380 nach der Jahrtausendwende darauf gebaut, dass mit den weltweit kräftig steigenden Passagierzahlen auch immer grössere Flugzeuge benötigt werden. Inzwischen setzen die meisten Airlines aber lieber auf mittelgrosse Grossraumjets, die im Gegensatz zur A380 und Boeings Jumbo-Jet 747-8 nur mit zwei Triebwerken auskommen. Solche Jets wie Boeing 787 «Dreamliner» und der Airbus 350 lassen sich auch auf weniger stark gefragten Strecken rentabel einsetzen.
Bei Airbus hofft man indes, dass zunehmende Engpässe an vielen Flughäfen in der Welt dazu führen, dass die Airlines in einigen Jahren zwangsläufig auf die A380 setzen. Schon in einer typischen Vier-Klassen-Einteilung bietet sie 544 Fluggästen Platz, und bei enger Bestuhlung passen mehr als 850 Menschen hinein – weitaus mehr als in jedes andere Passagierflugzeug der Welt. (awp/mc/ps)