Philips-Konzernchef Frans van Houten. (Foto: Philips)
Amsterdam – Der mitten in der Aufspaltung steckende Elektrokonzern Philips hat 2014 angesichts von Produktionsproblemen bei seiner Medizintechnik und schleppender Geschäfte in China und Russland einen Rückschlag erlitten. Umsatz und Gewinn schrumpften im vergangenen Jahr teils kräftig. Zudem mussten die Niederländer wegen unsicherer Aussichten ihre für 2016 angepeilten Ziele zurückschrauben. An der Börse kam das gar nicht gut an: Die Aktie verlor am Vormittag mehr als vier Prozent.
Die Erholung von Umsatz und Marge werde länger dauern als bislang in Aussicht gestellt, räumte Vorstandschef Frans van Houten. Die mittelfristigen Ziele für Umsatz und Ergebnis im Jahr 2016 sollen nun jeweils um einen Prozentpunkt schwächer ausfallen als zunächst angekündigt. «Wir bleiben beim gesamtwirtschaftlichen Ausblick vorsichtig und stellen uns auf anhaltende Schwankungen in unseren Absatzmärkten ein», sagte van Houten.
Ziele zurückgesteckt
Philips hat sich bislang zum Ziel gesetzt, den Umsatz im Schnitt um vier bis sechs Prozent pro Jahr auf vergleichbarer Basis zu steigern. Die Marge des Konzerns, der sich nach der Abspaltung des Lichtgeschäfts künftig auf Gesundheitstechnik konzentriert, soll bei 14 bis 15,5 Prozent liegen und die Rendite auf das eingesetzte Kapital bei mehr als 14 Prozent. Diese Ziele schraubte der Konzern nun zurück.
Weitere Umbaukosten
Philips kündigte zudem weitere Kosten für seinen Umbau an. So soll die Abspaltung der Lichtsparte dieses Jahr allein zu Einmalkosten von 300 bis 400 Millionen Euro führen.
Absatzschwäche in China und Russland
Im vergangenen Jahr fiel der Umsatz im Konzern unter anderem wegen Absatzschwächen in China und Russland um knapp drei Prozent auf 21,4 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebita) ging um gut 17 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zurück. Damit lag die operative Marge bei 9 Prozent.
Unter dem Strich blieben 411 Millionen Euro übrig, das sind zwei Drittel weniger als ein Jahr zuvor. Das lag auch an höheren Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten und Umbaukosten. Schon der Jahresstart war bei den Niederländern holprig verlaufen. Danach wurde es nicht besser – im dritten Quartal rutschten sie sogar in die roten Zahlen, die ursprünglichen Gewinnziele 2014 wurden kassiert. Dennoch soll die Dividende bei 80 Cent pro Aktie bleiben.
«Das Jahr 2014 war ein Rückschlag in unserer Leistungskurve», sagte van Houten. So fielen negative Währungseffekte aus Schwellenländern stärker ins Gewicht als gedacht. Mehrere Märkte schwächelten und die Produktion am Medizintechnik-Standort Cleveland im US-Bundesstaat Ohio war lange gestoppt, nachdem die US-Gesundheitsaufsicht FDA nicht näher genannte Punkte moniert hatte. Inzwischen läuft die Arbeit in dem Werk aber wieder, seit Januar liefere es wieder an die Kunden, betonte Philips.
Medizintechnik soll mit weiterer Übernahme gestärkt werden
Die Medizintechnik mit Geräten wie Computertomographen ist die wichtigste Sparte des Konzerns. Allerdings enttäuschte auch sie zuletzt häufiger. Dennoch will das Management um Konzernchef Frans van Houten das Unternehmen hier noch mit einer Übernahme verstärken: Für den US-Anbieter Volcano will Philips inklusive Schulden rund eine Milliarde Euro auf den Tisch legen.
Zäsur im Philips-Konzern
Dem vor mehr als 120 Jahren gegründeten Konzern steht eine tiefe Zäsur bevor: Philips hatte im Sommer angekündigt, das Geschäft mit Bauteilen für LED-Lampen und Autolicht abzuspalten und frisches Kapital von Investoren einzusammeln. Klarheit soll noch in der ersten Jahreshälfte kommen, versprach Philips nun. Es gebe Gespräche mit Finanzinvestoren.
Statt auf die Bauteile will sich der Konzern auf grosse Lichtsysteme konzentrieren. Allerdings wird auch dieser Bereich künftig nicht mehr zum Philips-Kern gehören. Denn das komplette Beleuchtungsgeschäft soll von 2016 an als eigenständiges Unternehmen geführt werden. Zentrales Philips-Geschäft werden dann nur noch die Medizintechnik und Konsumentenelektronik, wie elektrische Zahnbürsten oder Rasierer sein. Unterhaltungselektronik und die TV-Sparte hatte Philips bereits in den vergangenen Jahren abgegeben. (awp/mc/pg)