Moskau – Der russische Aluminiumkonzern Rusal hat als erstes russisches Grossunternehmen eine «objektive und unabhängige Aufklärung des Verbrechens» in der ukrainischen Stadt Butscha nahe Kiew gefordert. Mit seiner Pressemitteilung weicht der Konzern von der Sprachregelung des Kremls ab, der die Tötung der Zivilisten in Butscha als «Fake» bezeichnet hat.
In Butscha, das nach Kriegsausbruch wochenlang von russischen Truppen besetzt worden war, wurden nach der Rückeroberung des Ortes durch ukrainisches Militär mehr als 300 Leichen von Zivilisten gefunden. Einige der Opfer wiesen Folterspuren auf. Kiew beschuldigt Moskau schwerer Kriegsverbrechen, die russische Führung hingegen spricht von einer «Inszenierung».
In der Presseerklärung macht Rusal zwar keine direkten Schuldzuweisungen, spricht aber von einem schockierenden Verbrechen und fordert «eine harte Bestrafung für die Täter». Zugleich spricht sich der Aluminiumgigant für eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts aus.
Einer der grössten Aktionäre von Rusal ist der als kremlnah geltende Milliardär Oleg Deripaska, der seit 2018 auf der Sanktionsliste der USA steht. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs war er einer der ersten Grossunternehmer, der sich für Friedensverhandlungen aussprach. (awp/mc/ps)