Russischer Vormarsch in der Ukraine beschleunigt sich
Kiew – Der russische Vormarsch in der Ukraine hat sich 2024 beschleunigt. Nach Berechnungen des ukrainischen Telegramkanals UA War Infographics eroberten die russischen Truppen seit Jahresbeginn gut 2800 Quadratkilometer ukrainischen Territoriums – eine Fläche, die ungefähr derjenigen des Kantons Tessin entspricht. Damit belaufen sich die russischen Geländegewinne bereits jetzt auf fast das 20-fache des Vorjahreswerts.
Das Tempo des russischen Vordringens hat sich dabei speziell seit dem Spätsommer erhöht. Anfang August sind ukrainische Truppen in das russische Grenzgebiet Kursk vorgestossen. Berichten zufolge hatte die ukrainische Militärführung für diese Offensive Truppen aus der Ostukraine abgezogen, was dem russischen Gegner den Vormarsch erleichterte.
Treffen mit Merz: Selenskyj pocht auf Sicherheitsgarantien
Derweil betonte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj angesichts möglicher Verhandlungen über ein Ende des russischen Angriffskrieges die Bedeutung europäischer Sicherheitsgarantien. Sein Land brauche Sicherheitsgarantien nicht nur durch die Nato, sondern auch durch die europäischen Länder, sagte Selenskyj nach der offiziellen deutschen Übersetzung bei einem Treffen mit Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Chef Friedrich Merz in der Hauptstadt Kiew. Selenskyj räumte ein, sein Land könne derzeit nicht Nato-Mitglied sein, forderte aber erneut eine offizielle Einladung in die Allianz.
Selenskyj: Von Biden hängt sehr viel ab
Der ukrainische Präsident hatte am Wochenende in Paris gemeinsam mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron den künftigen US-Präsidenten Donald Trump getroffen. Nun kündigte Selenskyj an, er wolle demnächst mit dem noch amtierenden US-Präsidenten Joe Biden telefonieren, um mit ihm über eine Nato-Mitgliedschaft zu sprechen. «Denn er ist der jetzige Präsident der USA – und von seiner Meinung hängt natürlich sehr viel ab.» Selenskyj fügte an: «Das jetzt mit Trump zu diskutieren, bevor er seinen Posten im Weissen Haus eingenommen hat, hat nicht so viel Sinn.» (awp/mc/pg)