Jürgen Grossmann, Vorstandsvorsitzender RWE.
Essen – Der Atomkonzern RWE behält sich juristische Schritte bei einem vorgezogenen Atomausstieg vor. «Wir kennen die Ergebnisse im Detail noch nicht», sagte Sprecher Peter Hoscheidt am Montag in Essen mit Blick auf die Pläne der Koalition. Das, was bislang von der Bundesregierung vorliege, werde analysiert und bewertet.
«Juristisch werden wir uns alle Schritte vorbehalten», sagte Hoscheidt. Derzeit klagt RWE bereits als einziger deutscher Atomkonzern gegen das Moratorium der Bundesregierung, das die vorübergehende Abschaltung von Altmeilern bewirkt hat.
Netzstabilität gewährleisten
Zu einem sogenannten Stand-By-Meiler erklärte RWE, technisch und sicherheitstechnisch sei vieles vorstellbar und machbar. Es sei auch wichtig, dass sich die Bundesregierung um die Netzstabilität Gedanken mache. «Kraftwerke können wir aber nur betreiben, die wirtschaftlich sind», sagte der Sprecher der Erzeugersparte RWE Power, Lothar Lambertz. Ein Altmeiler könnte nach Vorstellung der Regierung noch in Reserve bleiben, um bei Stromengpässen reagieren zu können. Die Kosten würden etwa 50 Millionen Euro jährlich betragen. Nach dpa-Informationen kommen Philippsburg I oder Biblis B infrage.
Steigende Strompreise erwartet
Zur künftigen Kraftwerksstrategie will sich RWE noch nicht äussern. Derzeit würden bei Bedarf konventionelle Kraftwerke stärker ausgelastet und Strom an der Börse zugekauft. Bei einem Beschluss zum vorzeitigen Atomausstieg erwartet RWE steigende Strompreise. «Man kann davon ausgehen, dass die Preise in einem jetzt noch nicht bezifferbaren Umfang steigen werden», sagte Hoscheidt. Mittelfristig hält es der Konzern für möglich, dass RWE von einem schnelleren Atomausstieg profitieren könnte. Dafür könnte unter anderem der durch das knappere Angebot steigende Strompreis sorgen. (awp/mc/upd/ps)