RWE: Gewinn sinkt wegen Belastungen im Gasgeschäft

Jürgen Grossmann

RWE-CEO Jürgen Grossmann.

Essen – Deutschlands zweitgrösster Versorger RWE hat im ersten Quartal wie erwartet einen Gewinnrückgang verzeichnet. Einer der grössten Belastungsfaktoren war das rückläufige Gashandelsgeschäft. Die Prognose für das laufende Jahr bestätigte der Konzern am Donnerstag, behielt sich aber wegen der anstehenden politischen Entscheidungen über die Zukunft der Kernkraft in Deutschland Kürzungen vor.

Auf das Quartalsergebnis schlugen die Belastungen des Atom-Moratoriums nach der Katastrophe in Japan bisher kaum durch. Auch Wettbewerber Eon hatte am Vortag einen deutlichen Gewinnrückgang vermeldet. Die Branche brauche zügig klare Rahmenbedingungen, forderte RWE-Vorstandschef Jürgen Grossmann laut Pressemitteilung mit Blick auf künftige Investitionen in den Umbau des Energiesystems. Wie das Essener Unternehmen mitteilte, ging das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in den ersten drei Monaten um 4,1 Prozent auf 3,426 Milliarden Euro zurück. Während das Gashandelsgeschäft deutlich unter Vorjahr abschloss, gab es bei der Förderung und im britischen Energiegeschäft Zuwächse.

Nettoergebnis um 7,5% rückläufig
Das betriebliche Ergebnis, bei dem Abschreibungen mit eingerechnet sind, ging um 5,4 Prozent auf 2,827 Milliarden Euro zurück. Das für die Dividendenberechnung massgebliche sogenannte nachhaltige Nettoergebnis – hier sind Absicherungsgeschäfte im Energiehandel herausgerechnet – fiel um 7,5 Prozent niedriger aus und erreichte 1,609 Milliarden Euro. Der Umsatz indes lag bei 15,754 Milliarden Euro, das war ein Plus von 3,2 Prozent. Grund war unter anderem der steigende Ölpreis. Analysten hatten im Schnitt bei allen Kennzahlen schlechtere Daten erwartet. Vorbörslich legte die Versorger-Aktie zu.

Gesamtjahr: Ausblick unter Vorbehalt bestätigt
Angesichts eines erwarteten drastischen Einbruchs im Gesamtjahr fielen die Rückgänge im ersten Quartal noch moderat aus. Die Prognose für das Gesamtjahr – aufgestellt noch vor der Katastrophe von Fukushima und dem Atom-Moratorium der Bundesregierung – bestätigte das Unternehmen unter Vorbehalt: Danach soll das betriebliche Ergebnis um 20, der bereinigte Konzerngewinn gar um 30 Prozent zurückgehen. Die anstehenden politischen Entscheidungen über die Zukunft der Kernkraft in Deutschland würden zeigen, ob und in welcher Höhe RWE 2011 mit zusätzlichen Ergebnisbelastungen rechnen müsse, hiess es.

RWE klagt gegen Atom-Moratorium

Die mittelfristige Prognose blieb ebenfalls unberührt, wie eine Sprecherin auf Nachfrage bestätigte: Danach soll der bereinigte Konzerngewinn bis 2013 mit 2 Milliarden Euro fast nur noch die Hälfte vom 2010er-Ergebnis betragen. Die Belastung aus der mit dem Moratorium einhergehenden Abschaltung des RWE-Kernkraftwerks Biblis A hatte RWE zuletzt auf einen dreistelligen Millionenbetrag beziffert. Das Unternehmen klagt dagegen – als einziger der deutschen Kernkraftbetreiber. Mittelfristig hält es der Konzern aber sogar für möglich, von einem schnelleren Atomausstieg profitieren zu können – mithilfe des wegen eines verknappten Angebots steigenden Strompreises. (awp/mc/upd/ps)

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